Dirk Matz ist Schichtleiter im Schleusenbetriebsdienst - Ein Job mit viel Verantwortung

Wenn vor der Lauenburger Schleuse ein Schiff in Sicht kommt, ist Dirk Matz vorbereitet. Fast alle Schiffsführer melden sich per Funk oder Telefon an. Außerdem hält der Schleusenwärter Kontakt mit seinen Kollegen am Elbe-Lübeck-Kanal. "Bei denen sagt man auch Bescheid, wenn man mal raus muss, um einen Ast aus der Schleuse zu fischen - aus Sicherheitsgründen", erklärt der 48-Jährige.

Denn schließlich sind er oder seine Kollegen immer alleine im Dienst, in der Früh- oder Spätschicht. Geöffnet ist die Lauenburger Schleuse jetzt von 6 bis 21 Uhr, sonntags von 8 bis 17.45 Uhr. Doch obwohl das bereits die Sommerbetriebszeiten sind, ist noch wenig los. "Aber langweilig ist es nie", sagt Dirk Matz. Schließlich führt er auch Statistiken, schreibt täglich einen Bericht, kümmert sich um Dienstpläne und Büroorganisation. Wartungsarbeiten oder gar Rasenmähen gehören nicht zu seinen Aufgaben, Kollegen in den kleineren Schleusen wie in Witzeeze müssen aber auch das erledigen. Dort gibt es noch die alten Schalterkästen direkt am Schleusenbecken. Um die Knöpfe zu drücken, müssen die Schleusenwärter von einem Tor zum anderen laufen.

Die neue Lauenburger Schleuse, erst 2006 eingeweiht, ist größer und moderner. Mit einer Länge von 115 Metern, einer Breite von 12,5 Metern und einer nutzbaren Tiefe von vier Metern ist sie für moderne Großmotorgüterschiffe ausgelegt. Für die Schleusung muss Dirk Matz seinen Platz nicht verlassen. 7200 Kubikmeter Wasser werden auf Knopfdruck in die Schleuse oder hinaus gepumpt. Bei normalem Wasserstand wird damit in 15 bis 20 Minuten ein Höhenunterschied von 4,50 Meter überwunden.

"Eigentlich sollten auch die anderen fünf Schleusen am Elbe-Lübeck-Kanal solche modernen Zentralsteuerstände bekommen", sagt Dirk Matz. Doch weil die Frachtraten jahrelang zurückgingen, sieht das Verkehrsministerium keine Priorität für den 61,55 Kilometer langen Kanal. 2013 meldete das Wasser- und Schifffahrtsamt erstmals wieder einen Anstieg: 1584 Güterschiffe wurden in der Lauenburger Schleuse registriert.

Heute kommt die 80 Meter lange "Glückauf", die 800 Tonnen Kies von Buchhorst nach Hamburg transportiert. Schiffsführer Harald Hammer bezahlt im Büro die Nutzungsgebühr in bar. Er ist einer der wenigen, die noch kein Abrechnungskonto dafür haben. Wo die "Glückauf" liegt, hat Dirk Matz auf den Monitoren genau gesehen - auch, wie viel Platz noch ist. Ein gespanntes Seil zum Unterwasser und ein abgefederter Balken zum Oberwasser bremst Schiffe vor den Toren. "Wenn ein zehntausend Tonnen schweres Schiff mit acht Kilometer in der Stunde dagegen fährt, kann großer Schaden entstehen", sagt Matz. Ein Job mit Verantwortung.

Der Möllner ist an der Elbe in Magdeburg aufgewachsen und gelernter Wasserbauer. Um "Schichtleiter im Schleusenbetriebsdienst" zu werden - so die offizielle Bezeichnung für Schleusenwärter-, hat er einen Lehrgang mit abschließender Prüfung absolviert. Auch sein Vater und sein Großvater waren schon Wasserbauer, zwei Brüder arbeiten für Wasser- und Schifffahrtsämter.

Sobald es wärmer wird, ist in der Schleuse wieder mehr zu tun. Denn die Zahl der Sportboote steigt: 3628 waren es 2013, konzentriert auf die Monate der Saison. Dann wird die Schleuse zum Nadelöhr auf dem Weg in die Ostsee, wo für die Freizeitskipper die große Urlaubsfreiheit beginnt. Ob er selbst mit einem Boot durch den Kanal oder über die Elbe schippert? Dirk Matz lächelt nur: "Ich bin mal gepaddelt."