Mit Pistole bedroht: Urteil gegen den 22-jährigen Lauenburger Bülent C.

Eine Szene wie in einem "Tatort"-Krimi: Ein Auto fährt nachts durch Buchhorst, verlässt hinter der Ortsgrenze die Straße und rumpelt über einen Feldweg. Irgendwo in der Feldmark stoppt der Wagen, zwei Männer steigen aus, einer bedroht den anderen mit einer Pistole und verlangt 2000 Euro. Nach einem kurzen Wortgefecht ist ein metallisches Klicken der Pistole zu hören, doch es löst sich kein Schuss. Die Männer steigen wieder ein, das Auto verschwindet in der Dunkelheit.

Gestern wurde die Pistolen-Szene vor dem Jugendschöffengericht Schwarzenbek noch einmal durchgespielt. Auf der Anklagebank saß der 21jährige Bülent C. (Name geändert). Die Staatsanwältin warf ihm versuchten schweren Raub vor. Mit angeklagt waren seine Freunde Umut G. (21) und Achmed B. (25). Umut soll das Auto gefahren haben, es gehörte seinem Vater. Achmed soll gemeinsam mit den beiden anderen vergeblich versucht haben, die Geldforderung noch in derselben Nacht bei einem Freund des angeblichen Schuldners einzutreiben. Alle drei Angeklagten und ihr Opfer gehören zur türkischen Lauenburger Jugendszene.

Doch wofür wurden die 2000 Euro verlangt? Dazu wäre die Aussage des Raub-Opfers Mehmet T. interessant gewesen. Doch T. machte von seinem Recht zur Aussageverweigerung Gebrauch, der Zeuge hätte mit seiner Aussage vielleicht eine eigene Straftat zugeben müssen. Hintergrund war die Lauenburger Drogenszene. Der Hauptangeklagte Bülent C. soll in die Kokain- und Cannabis-Szene verwickelt gewesen sein.

So verlas der Vorsitzende Richter Suntke Aden die Zeugenaussage, die Mehmet T. bei der Polizei gemacht hatte. Bülent C. habe von Mehmet T. zunächst nur die Herausgabe von Arbeitskleidung verlangt. Tatsächlich hatte C. in Lauenburg eine eigene Sicherheits- und Bewachungsfirma gegründet, für die Mehmet T. auch kurzfristig tätig gewesen sein soll. Weil T. die Kleidung nicht herausgab, verlangte C. von ihm 1000 Euro entgangenen Verdienst und den gleichen Betrag als Strafe. "Das Gericht konnte den Grund der Geldforderung nicht aufklären", kommentierte Richter Aden die wenig glaubwürdige Geschichte.

Die Bedrohung mit der Pistole stand dagegen zweifelsfrei fest, obwohl die Waffe immer noch verschwunden ist. Am Tatort fand die Polizei eine Patrone. Wollte Bülent C. seinen Schuldner erschießen? "Er hat wohl eher auf den Boden oder in die Luft gezielt", meinte der Richter dazu, "man erschießt keinen, von dem man noch 2000 Euro verlangt".

Bülent C. verbüßt zurzeit zweieinhalb Jahre Jugendstrafe wegen schweren Raubes, er wurde aus der Haft in den Gerichtssaal gebracht. Davor gab es schon mehrere Urteile wegen der gleichen Straftat. "Dieses Delikt zieht sich wie ein roter Faden durch die Biografie des Angeklagten", sagte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer. Sie beantragte eine Gesamtstrafe von vier Jahren und neun Monaten, das Urteil lag mit vier Jahren Jugendstrafe etwas darunter. Die im Saal anwesende Mutter des Angeklagten brach bei der Urteilsverkündung in Tränen aus, ihr Sohn zeigte kaum eine Gefühlsregung. Umut G. kam mit 80 Stunden gemeinnütziger Arbeit davon, Achmed B. wurde nach dem Erwachsenen-Strafrecht zu sechs Monaten auf Bewährung und 500 Euro Geldbuße als Bewährungsauflage verurteilt.