Es gibt Dinge, die dulden einfach keinen Aufschub: Manch einer mag jetzt an seine Steuererklärung denken oder an den bevorstehenden Frühjahrsputz, doch das alles ist nichts gegen den inneren Druck, der sich aufbaut, wenn man in der Altstadt vergeblich eine öffentliche Toilette sucht.

Man munkelt zwar, dass der Kiosk "Elvkiek" nebst Toilette im Mai wieder öffnet, aber was hilft's, wenn schon jetzt die Blase drückt? Viele Touristen machen aus der Not inzwischen eine Tugend: Beliebt ist das Spiel, sich in Gaststätten möglichst ungesehen ins "stille Örtchen" einzuschmuggeln, ohne auch nur einen Cent dort zu lassen.

Apropos "still". Könnte es sein, dass in Lauenburg kammheimlich das Pilotprojekt "Notdurft" angelaufen ist? Dafür spricht, dass mitten im Zentrum plötzlich ein Dixi-Klo gesichtet wurde. Nicht bestätigt ist, dass die Besucher dort automatisch gezählt werden, um so die Frequenz zu ermitteln. Offensichtlich ist aber, dass die Initiatoren dieser Versuchsreihe ganz auf die regulierende Wirkung von Verkehrszeichen setzten: Unmissverständlich erfährt der Toilettengänger, dass der Aufenthalt hier auf maximal eine Stunde beschränkt ist. Wo bei diesem Experiment die Parkscheibe platziert werden soll, ist allerdings völlig unklar. Auch die Formel, nach der dann der Bedarf an öffentlichen Toiletten in Lauenburg errechnet wird, bleibt ein Geheimnis.

Wahrscheinlich steckt die Bedarfsanalyse ja auch noch in den Kinderschuhen. Immerhin steht das Dixi-Klo dort, wohin sich ohnehin kein Tourist verirrt: mitten in der Oberstadt. Also ist es nur wenigen vergönnt, hier im Dienste der Wissenschaft ihr Geschäft zu machen.