Denkmalschutz hat keine Einwände

In der Altstadt rätseln die Bewohner: Was passiert auf der Baustelle am Hohlen Weg? Jetzt lüftet die Eigentümerin das Geheimnis: Auf 600 Quadratmetern in bester Lage entsteht eine historische Gartenanlage.

"Man muss tatsächlich einen Knall haben, so ein Grundstück zu kaufen", sagt Astrid Langen und meint das windschiefe Fachwerkhaus am Hohlen Weg 15. Aber wie das so ist, wenn man sich verliebt: Das Herz entscheidet und nicht der Verstand. Mittelfristig sollen in dem heute baufälligen Schmuckstück moderne Wohnungen entstehen.

Was Astrid Langen nicht ahnen konnte, als sie den Kaufvertrag unterschrieb: Ausgerechnet an dem verwilderten Gartengrundstück, das zu dem Haus gehört, sollten sich bald die Gemüter erhitzen. Die Natur hatte sich im Laufe der Jahrzehnte den Platz zurückerobert, der übrigens ein sehr historischer ist: "Und zwar hat es auf diesem Platz eine Turnanstalt gegeben, die offenbar genauso ausgesehen hat, wie der in Ratzeburg nach dem Muster von Turnvater Jahn", weiß Horst Eggert vom Heimatbund und Geschichtsverein. Dass nun Bagger den Platz platt machten, brachte einige Anwohner der Altstadt so sehr auf die Barrikaden, dass sie sogar die Denkmalschutzbehörde des Kreises einschalteten. Schließlich sei in der Vergangenheit so manches historische Bauwerk gedankenlos geopfert worden, so das Argument.

"Ich bin ja selbst ein bisschen schuld. Schließlich habe ich in meinem Ärger über die Einmischung niemandem erzählt, was hier passiert", räumt Astrid Langen ein. Dies hätte nicht nur die Gerüchteküche angeheizt, sondern neugierige Nachbarn veranlasst, auf dem Grundstück sogar eigene Nachforschungen anzustellen, ärgert sich Sohn Thomas Kasdorff.

Was die besorgten Anwohner nicht wussten: Mit der Denkmalschutzbehörde ist die Baumaßnahme längst abgestimmt. "Wir freuen uns selbst am meisten darüber, dass wir den historischen Platz neu beleben können", sagt die Eigentümerin. Auf dem Gelände wird es nicht nur eine Parkfläche geben, sondern eine Grünanlage ganz nach historischem Vorbild. Selbst die Gehölze, Wege und der Zaun seien mit dem Denkmalschutz besprochen. "Baurechtlich ist ebenfalls alles in Ordnung", versichert der Leiter des Stadtplanungsamtes, Reinhard Nieberg. Thomas Kasdorff, der in seinen Semesterferien bei den Arbeiten mit Hand anlegt, ist selbst ein Fan historischer Plätze: "Alle alten Findlinge, die wir ausgraben, kommen in der Gartenanlage wieder zum Einsatz", sagt er deshalb. Das ehrgeizige Ziel der Familie: Im Sommer soll die Gartenanlage fertig sein.

Über das unverhohlene Misstrauen einiger Nachbarn ärgert sich Astrid Langen noch immer: "Freundliche Nachfragen hätten uns allen so manchen Ärger ersparen können."