Es gibt ja in Lauenburg immer wieder Dinge, über die man rätseln kann:

Da wären zum Beispiel die bunten Schleifen am Bauzaun an der Alten Wache - dort, wo einmal das Ärztehaus der Raiffeisenbank stehen wird. Die ersten Bänder sahen auf dem Metallgitter ja noch ziemlich verloren aus, aber Tag für Tag wurden es mehr und inzwischen bleiben die Leute in Gruppen vor dem Bauzaun stehen. "Das sind Liebesschleifen", sagen die einen. "Das ist eine geheime Botschaft", munkeln die anderen.

Der Chef der Raiffeisenbank, Rudolph Grothmann, will sich nicht mit fremden Federn - oder besser Bändern - schmücken: "Wir haben keinen Anteil daran, aber die Idee ist ausgesprochen originell", sagt er. Auch das Gerücht, dass Architekt Rafi Bakhsh alle seine Baustellen mit bunten Schleifen ziert, bestätigte sich nicht. Der Anruf bei der benachbarten Lauenburger Polizeiwache brachte zunächst auch keine neuen Erkenntnisse. Dabei hatten sich die Schleifen doch praktisch vor den Augen der Beamten Tag für Tag vermehrt. Polizeichef Karsten Wagner begann nach unserem Anruf sofort mit der Ermittlungsarbeit. Nach nur 30 Minuten intensiver Befragung seiner Mitarbeiter präsentierte er gleich zwei Verdachtsmomente: Einige Beamte wollen Kindergartenkinder beim Anbringen der Schleifen beobachtet haben. Die anderen vermuten, dass eigentlich nur der Blumenmann vom Wochenmarkt als Verdächtiger infrage kommt.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass weder journalistische Recherche noch polizeiliche Ermittlungsarbeit Licht ins Dunkel bringen konnten. Die Schleifen geben ihr Geheimnis einfach nicht preis. Und so werden auch in der nächsten Woche die Leute am Bauzaun die Köpfe zusammenstecken. Menschen, die lange nicht mehr miteinander geredet haben, kommen plötzlich ins Gespräch. Wenn man's recht bedenkt, wird so eine der vielen Theorien immer wahrscheinlicher: Es muss tatsächlich eine geheime Botschaft sein ...