Abschied: Detlef Bienwald war insgesamt 38 Jahre Lokalredakteur der Lauenburgischen Landeszeitung

Ein Urgestein sagt Tschüss: Detlef Bienwald war insgesamt 38 Jahre Lokalredakteur der Lauenburgischen Landeszeitung - am kommenden Freitag wird er Privatier. Für viele Lauenburger ist das schwer vorstellbar. Schließlich gehört seine ironische Art, die Geschehnisse in der Elbestadt zu kommentieren, einfach dazu.

Biene, wie er in Lauenburg fast ausschließlich genannt wird, kennt die Stadt wie wenig andere. Er ist mit den Eigenheiten, den Gassen und Menschen verwachsen. Aber aufgewachsen ist er nicht an der Elbe, sondern an der Ostsee. Seine Kindheit und Jugend hat er in Eutin verbracht, ging zur Schule, wo andere Urlaub machen - am Timmendorfer Strand mit Klassenzimmer-Blick aufs Meer.

Doch längst ist er Lauenburger. Die Begeisterung für die Elbestadt beginnt während seiner regelmäßigen Fahrten nach Fulda, wo er nach dem Abitur ein Volontariat absolviert: "Immer wenn ich mit der Bahn über die Elbbrücke gefahren bin und die Lauenburger Altstadt gesehen habe, dachte ich, das muss ein guter Ort zum Leben sein." Ein Blick in die Zukunft, wie sich später herausstellt.

Denn gleich nach dem Volontariat bei der Fuldaer Volkszeitung ("Die schlimmste Zeit meines Lebens, die haben da alle hessisch gebabbelt") wurde Biene Redakteur bei der Lauenburgischen Landeszeitung. Wie der Zufall es will, ist tatsächlich eine Stelle in der Lauenburger Lokalredaktion frei. Detlef Bienwald bekommt sie, arbeitet von 1974 bis 1976 in der Elbestadt. Doch Jungredakteure müssen Erfahrungen sammeln und andere Arbeitsfelder kennenlernen. Biene macht sich in andere Redaktionen auf. Er arbeitet bei der "Bild" in Berlin, in der Journalredaktion des "Hamburger Abendblattes" und bei "TV Hören und Sehen".

1978 sind seine Wanderjahre dann vorbei: "Ich wollte nach Lauenburg. Außerdem habe ich erkannt, dass Lokaljournalismus genau meine Sache ist." Er kann wieder in seiner Außenredaktion arbeiten. Geschätzt hat er dort immer besonders, dass er autark arbeiten kann und von der Hektik der Hauptredaktion in Bergedorf wenig mitbekommt - die war 35 lange Kilometer entfernt.

Als Lokalreporter einer Kleinstadt ist er auch zu ungewöhnlichen Zeiten im Dienst: "Es kam vor, dass der damalige Bürgermeister Hauke Matthießen mich kurz vor Mitternacht aus dem Bett geklingelt hat und zum Fototermin bat, weil er mit der Naumann-Stiftung die Verträge über die Zündholzfabrik in trockenen Tüchern hatte."

Biene hatte immer eigene Methoden: Sein Kopf war sein Archiv, und die meisten Geschichten hat er bei Gesprächen "hinter der grünen Tür" ausgegraben - das Synonym "hinter der grünen Tür" galt für die Schankstube im "Alten Schifferhaus".

Aber manchmal spielte auch einfach nur der Zufall mit. Wie bei dem Polizistenmörder, der auf seiner Flucht 1997 in eine Polizeikontrolle auf dem Parkplatz Roseburg gerät, bei einem Feuergefecht Polizisten tötet und verletzt. Nachdem der Schütze selbst durch ein Projektil getroffen wird, kann er festgenommen werden und wird zur Wache nach Lauenburg gebracht. Alle Journalisten und Fotografen fahren natürlich zum Tatort, nur Detlef Bienwald beobachtet von seiner benachbarten Redaktion die Inhaftierung und macht das Foto seines Lebens. Es ist das einzige Bild des Täters, und es geht an alle Fernsehsender und großen Zeitungen des Landes.

Im Laufe der Dienstjahre hat sich Detlef Bienwald mit einigen Neuerungen arrangieren müssen: Nicht nur, dass sich das "Kind der Schreibmaschine" durch zahlreiche Computerseminare quälen muss, weil kontinuierlich moderne Redaktionssysteme eingeführt werden, er vermisst auch die parteiübergreifenden Stammtischrunden nach politischen Sitzungen: "Die haben sich früher angebrüllt, dass die Wände wackelten, aber beim Stammtisch war alles wieder gut. Heute kocht doch jeder sein eigenes Süppchen."

Biene sagt, was er denkt, lässt sich "von niemandem verbiegen" - tatsächlich kann man ihm keinen Hang zur Diplomatie vorwerfen. Aber das macht ihn aus.

Und wenn er jemanden mag, dann setzt er sich ein. Was nur wenige wissen: Biene hat sich auch um journalistischen Nachwuchs gekümmert und seine Praktikanten auf die große Welt vorbereitet - wie beispielsweise Tatjana Detloff, die jetzt als Societychefin der "Gala" mit Brad Pitt und Robbie Williams plaudert.

Wenn der ganze Abschiedsrummel vorbei ist, will Biene eine Woche ganz allein in die Sonne, last minute. Und dann sein Leben mit seiner Frau Maja und Sohn Robin (14) genießen. Wehmut beim Verlassen der Redaktionsräume empfindet er nicht: "Es ist dann irgendwann auch genug."

Wer Biene die Hand schütteln und mit ihm anstoßen will, der ist am Freitag, 28. Februar, 11 bis 13 Uhr, eingeladen - wie immer "hinter der grünen Tür" im "Alten Schifferhaus" an der Elbstraße 114: "Das ist mein Terrain, und hier verabschiede ich mich."