Heimatbund-Initiative: Tafeln an bisher 12 Häusern erzählen spannende Geschichten aus der Vergangenheit

Lauenburg um 1500: Eine beliebte Adresse war das Haus an der Elbstraße 26 zu jener Zeit sicher nicht - mussten doch die vorbeifahrenden Schiffer hier ihren Elbzoll entrichten. Zudem warnte ein Schild am Gebäude "Wer sich an diesem Orte haut, sticht oder schlägt, soll seyn mit dieser Strafe belegt." Was es in diesem Zusammenhang mit der gemalten abgeschlagenen Hand auf sich hatte, kann der interessierte Spaziergänger auf der Tafel nachlesen, die der heutige Hauseigentümer Peter Perthun am Eingangstor angebracht hat.

Dieses ist nur eines von insgesamt 12 Schildern, die der Heimatbund und Geschichtsverein interessierten Grundstücksbesitzern in der Altstadt bisher übergeben hat. Die Idee dazu stammt von Hans-Jürgen Rumpf, der in Horst Eggert sofort einen begeisterten Mitstreiter fand. Dass gerade diese beiden Heimatforscher sich der Sache verschrieben haben, ist eine glückliche Fügung. Schließlich besitzt Horst Eggert einen schier unerschöpflichen Fundus an gesammelten Geschichtsdaten über die Häuser in der Lauenburger Altstadt. Hans-Jürgen Rumpf hat dagegen ein Händchen für die grafische Gestaltung der Schilder.

"Wer will, kann sich künftig beim Spaziergang durch die Altstadt in die Vergangenheit versetzen lassen", verspricht Eggert, der noch ein Ziel mit der Aktion verfolgt: "Vor allem zugezogene Altstadtbewohner sollen auf diese Weise ein Gefühl für die Geschichte ihrer Häuser bekommen."

Diese Idee geht offensichtlich auf. Immer mehr Anwohner wünschen sich eine entsprechende Tafel und bringen diese gut sichtbar in ihren Häusern an.

Einen festen Preis gibt es dafür nicht. "Wir bitten aber um eine Spende für den Heimatbund, der wenigstens die Unkosten abdeckt", sagt Eggert. Den finanziellen Grundstock von 500 Euro hat der Verein "Pro Lauenburg" beigesteuert.

Kritische Stimmen hätte es anfangs auch gegeben. Vor allem die farbige Gestaltung inmitten der historischen Fassaden stieß nicht bei jedem auf Zustimmung. "Das ist das typische Lauenburger Ziegelrot", hielt Horst Eggert dann schmunzelt entgegen und sorgte damit für ein "geflügeltes Wort", das inzwischen in der Altstadt die Runde macht.

Die Idee solcher Informationstafeln vor allem in historischen Stadtteilen ist nicht neu. Auf die anderorts verwendeten QR-Codes, durch die man im Vorbeigehen per Smartphone Informationen decodieren kann, verzichten die Lauenburger Initiatoren ganz bewusst. "Wir möchten einladen, durch die Altstadt zu spazieren und das Handy einfach mal in der Hosentasche zu lassen", wirbt Eggert um einen entspannten Umgang mit der Vergangenheit.

Auf spannende Geschichten muss deshalb niemand verzichten. So ist auf der Tafel an der Elbstraße 26 zu lesen: "Gern stromerten Lauenburger Jungs besonders bei Niedrigwasser, wenn die Hungersteine aus dem Wasser ragten, am Elbzollhaus herum. Dann fanden sie manchen Schilling oder Sechsling zwischen dem Geröll, die den harten Arbeitshänden der Schiffer beim von Bord gehen zum Einzahlen der Wechseln des Elbzolls entglitten waren."