Nachbarschaftstreff im Moorring: Kein Handwerker will die demolierte Fassade erneuern

Die Einweihung des Nachbarschaftstreffs "ToM" im Jahre 2006 war die Krönung des Förderprogramms "Soziale Stadt" im sozialen Problemviertel Moorring. Doch aus dem Lauenburger Vorzeigeprojekt ist inzwischen ein ungeliebtes Stiefkind geworden. Anders ist nicht zu erklären, dass vier Jahre nach dem verlorenen Rechtsstreit mit der Architektin der Austausch der demolierten Fassadenplatten noch immer nicht in Auftrag gegeben ist.

Die Kette der "unglücklichen Umstände" ist lang: Fast unmittelbar nach der Einweihung wurde die Fassadenverkleidung des "ToM" Opfer roher Gewalt. Als ein Gericht nach monatelangem Streit schließlich klärte, dass die Ursache der Vandalismusschäden nicht in der falschen Materialempfehlung durch die Architektin zu suchen ist, war die Stadt am Ball, für die Beseitigung des Schandflecks aufzukommen. Wieder gingen zwei Jahre ins Land, ehe sich die Politik nach langer Diskussion mehrheitlich darauf einigte, glasfaserverstärkte Kunststoffplatten (GFK) für die Fassadenverkleidung einzusetzen - das war im November 2012.

Leider ist die Geschichte damit nicht zu Ende, denn noch immer sind die Arbeiten am ToM nicht in Auftrag. Jetzt - so scheint es - ist es aber weder die Stadt, noch die Politik, die die Baumaßnahmen verhindert. "Es ist kein einziges Angebot für den Einsatz von GFK-Platten eingegangen. Darüber hinaus liegen die Offerten kostenmäßig im Schnitt um 50 Prozent höher, als Mittel dafür im Haushalt eingestellt sind", fasst Bauamtsleiter Reinhard Nieberg das Dilemma zusammen. Seiner Meinung nach liegt das Problem darin, dass die Auftragsbücher der Handwerksbetriebe zurzeit proppenvoll sind: "In dieser Situation reißt sich niemand um eine kommunale Ausschreibung, die an viele Formalien gebunden ist."

Unterdessen werden die Schäden am "ToM" immer größer. Schon im vergangenen Jahr war Wasser durch die defekte Fassade in das Gebäude gedrungen. Jetzt werden die Entscheidungsträger erneut darüber nachdenken müssen, welches Material zum Einsatz kommt und wie viel die Arbeiten kosten dürfen. Nieberg schwebt der Einsatz von Schichtleimholz vor. Eines steht für ihn fest: "Ehe wir uns für irgendwelche Platten entscheiden, werde ich diese mit einem kräftigen Tritt auf ihre Festigkeit testen."