Kanalbrücke: Mildes Winterwetter begünstigt den schnellen Baufortschritt

Jetzt wird es richtig spannend auf der Großbaustelle für die neue Straßenbrücke über den Elbe-Lübeck-Kanal: Stahlbauer montieren in den kommenden Monaten die in Einzelteilen bei einem Fachbetrieb in Magdeburg vorgefertigte Brückenkonstruktion. "Im sogenannten Längsverschub wird der komplette Stahlbau voraussichtlich am 10. und 11. Mai in einem Stück über das Wasser geschoben und auf seine Auflager gesetzt", berichtet Uwe Diercks vom Bauleiter-Team des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) in Lauenburg. Das Bauwerk ist 75 Meter lang und erfordert für den geplanten Längsverschub entsprechend großen Aufwand. Der Kanal und die Bahnstrecke zwischen Lüneburg und Lübeck werden deshalb am 10. und 11. Mai voll gesperrt.

"Das milde Wetter hilft uns zurzeit sehr", erklärt Diercks. So ist das Widerlager auf der Ostseite des Kanals bereits fertiggestellt, am Westufer laufen die Bauarbeiten auf vollen Touren. Bei strengem Frost hätte man nicht so gut arbeiten können.

Am Ostufer haben die Stahlbauer genug Platz, um die angelieferten Einzelteile montieren zu können. Das erste Stück - der Unterbau besteht aus drei Dritteln - ist bereits montiert. Am 30. Januar sollen die weiteren Bauteile für das Mittelstück der Stabbogenkonstruktion folgen. Mithilfe eines Krans und auf großen Stützen abgelegt werden die Bauteile dann zusammengefügt. Diercks: "Wir haben sogar die farbliche Endbeschichtung bereits im Werk aufbringen lassen." Die beiden grünen Farbtöne finden sich auch am Betriebsgebäude der Schleuse in Sichtweite der neuen Brücke wieder. "Sogar den Verblend für die Betonauflager greifen wir von der Schleuse an der Brücke wieder auf", sagt Diercks.

Wenn die 75 Meter lange Stahlkonstruktion im Mai verschoben wird, muss die 1900 eröffnete Wasserstraße zwischen Elbe und Ostsee komplett gesperrt werden, um die Träger, die auf Schwimmpontons ruhen werden, in Stellung zu bringen. Mit hydraulischen Pressen wird die Brücke darauf ruhend dann von Osten her bis auf das westliche Auflager verschoben. "Wenn die Brücke in Position liegt, werden Filigrandecken, wie man sie vom Hausbau kennt, aufgelegt und anschließend massiver Beton als Straßenbelag aufgebracht", sagt Diercks. Neben zwei jeweils 3,75 Meter breiten Fahrspuren wird das Bauwerk auch Platz für einen 2,50 Meter breiten Geh- und Radweg bieten. Weil die Mannschaft der Baufirma Wayss & Freytag so gut im Zeitplan liegt, dürfte deutlich früher als ursprünglich für 2017 geplant der erste Verkehr über die neue Brücke rollen, vielleicht schon 2015.

Seit einem Jahr rollen pro Tag etwa 10 000 Autos und Laster über die Behelfsbrücke, die südlich versetzt an der Baustelle vorbeiführt und den Verkehrsfluss ermöglicht. Dieses provisorische Bauwerk mit seinen beiden Rampen als Auffahrten soll nach der Verkehrsfreigabe des Brückenneubaus zurückgebaut werden.

Die 1937 errichtete alte Kanalbrücke im Zuge der Bundesstraße 5 war im Mai 2013 abgerissen worden. Der Ersatzneubau kostet insgesamt rund 17 Millionen Euro.