Zusage: Land finanziert umfassende Planung zu 100 Prozent

Was vor Kurzem noch undenkbar schien, wird jetzt in Angriff genommen: Kiel finanziert mit rund 70 000 Euro ein komplexes Hochwasserschutzkonzept für die Lauenburger Altstadt. Noch 2011 hatte der damalige Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) erklärt, beim Engagement des Landes sei das "Ende der Fahnenstange" erreicht.

Wohl vor allem das verheerende Hochwasser im Juni vergangenen Jahres hat die Situation verändert. Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) sagte unter dem Eindruck der überfluteten Häuser die Förderung eines Hochwasserschutz-Konzeptes zu, und Umweltminister Robert Habeck (Grüne) stellte fest: "Bisher ist der Schutz der Altstadt vor Hochwasser unzureichend. Deshalb wollen wir es jetzt wissen."

Und das Land hat Wort gehalten: Aus der zunächst zugesagten 80-prozentigen Förderung ist sogar eine Vollfinanzierung des Realisierungskonzeptes geworden. Mit der federführenden Erarbeitung hat die Stadt jetzt das Büro Melchior und Wittpohl aus Hamburg beauftragt. Den erfahrenen Experten für Wasserbau steht für den Bereich Freiraumplanung das Hamburger "Studio Urbane Landschaften" und für Fragen der Denkmalspflege der Lübecker Architekt Justus Deecke zur Seite.

Für den gesamten Prozess der Planung ist zudem eine umfassende Bürgerbeteiligung vorgesehen, die durch das Hamburger Büro "konsalt" begleitet wird. Bereits am 1. März soll es eine öffentliche Veranstaltung zu diesem Thema geben.

Noch ein positiver Aspekt: Erstmalig hat das Land eindeutig signalisiert, dass zur Planung der technischen Lösung für die Altstadt auch das Abwassersystem gehört. Dies hatte das Büro Golder Associates bereits in der Hochwasserdokumentation von 2011 gefordert. Damals, wie auch 2013, war das Wasser aufgrund der ungünstig gelegenen Einläufe durch die Kanalisation in die Elbstraße gelaufen.

Auf diese Dokumentation kann das nun beauftragte Büro ebenso zurückgreifen wie auf die Vorschläge des Arbeitskreises Altstadt (Aal), die Expertise von Professor Dr. Erik Pasche aus dem Jahre 2007 und andere Arbeiten zum Hochwasserschutz für die Lauenburger Altstadt. "Wir gehen davon aus, dass das Konzept im Juni steht", ist der Amtsleiter für Stadtentwicklung, Reinhard Nieberg, zuversichtlich. Zurzeit würden zudem Gespräche laufen, wie die geplanten Maßnahmen kurzfristig finanziert und umgesetzt werden können.

Aber die Stadt zieht nicht nur bereits vorhandene Expertisen aus der Schublade, um die Fachleute bei der Erarbeitung des Konzeptes zu unterstützen. "Professor Dr. Manfred Voigt von der Magdeburger Hochschule hat sich bereit erklärt, die Planung mit einem wissenschaftlichen Beirat zu begleiten", freut sich Bürgermeister Andreas Thiede. Das Team um den bekannten Forscher auf dem Gebiet des Hochwasserschutzes stellt sein Know-how übrigens unentgeltlich zur Verfügung. Das hat einen persönlichen Grund: Professor Manfred Voigt ist in Lauenburg geboren und aufgewachsen.