Schipperhöge: Heute ist der Haupttag beim Jahresfest der Lauenburger Schifferbrüderschaft von 1635

"Nichts ist schlimmer, als warten zu müssen, das weiß ich noch aus meiner eigenen Zeit als Kind", sagt Frank Fischer (37) und drängt zum Aufbruch. Fischer steckt seit gestern weder im bunten Flickenkleid der "Lustigen Person" der Schifferbrüderschaft von 1635 und absolviert dabei auch heute (siehe: Termine) noch einmal unter strengem Zeitdruck einen Rundgang durch die Stadt, um die Neujahrsgrüße der Brüderschaft zu überbringen. Gestern Morgen im Schloss hatte Fischer nicht die Zeit, auf Bürgermeister Andreas Thiede zu warten, der erst "auf den letzten Drücker" von einem Termin in Hamburg kam. Kämmerer Thomas Burmester sprang ein und empfing Fischer und seine Begleiter im Amtsgebäude. Draußen wartete derweil ungeduldig und lautstark eine Horde von mehr als 150 Kindern darauf, dass ihnen Fischer die Süßigkeiten, die die Stadt trotz angespannter Haushaltslage spendierte, unter lautem Hurra-Geschrei "in die Grabbel" warf. Mit wehender Krawatte kam Thiede genau in dem Augenblick dazu. Die Verspätung dürfte den Patron der Gilde in der heutigen Hauptversammlung der Schifferbrüder eine saftige Strafe kosten. Er wird sie mit Blick auf den Juni 2013 gerne bezahlen: "Ich finde es toll, dass diese Tradition bewahrt wird. Und die Elbe-Flut hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Menschen in Lauenburg noch heute so, wie es 1635 bei der Gründung der Schifferbrüderschaft der Gedanke war, zusammenstehen und einander helfen", sagte er.

Während die "Lustige Person" und die ihn begleitenden Clowns Lisa Grundmann, Mario Bollhorn, Eike Kubelke, Sophia Lofink, Jana und Sina Storjohann mit den Kindern durch die Stadt zogen und mit ihren Gehorsamshölzern für Ordnung und Sicherheit im Pulk sorgten, ging es im "Mosaik" gesitteter zu. Dort mussten die 140 Schifferbrüder ihren Jahresbeitrag in der Kasse ablegen. Bei "geöffneter Lade" herrschen dabei strenge Regeln: Der "Missbrauch mit dem Bier" ist ebenso untersagt wie das Rauchen und das Tragen einer Kopfbedeckung. Und da die Mitglieder diese Regeln gern ignorieren, war auch die Strafgeld-Kasse gut gefüllt - zur Freude des I. Ältermannes Ernst-Wilhelm Schulze, der sein Amt heute turnusmäßig an seinen bisherigen Stellvertreter Joachim Budnik abgeben muss. Wer neuer II. Ältermann wird, ist noch geheim.