Flutschäden: Erst wenn die Kosten bekannt sind, gibt's Geld

Nach der Flut schwappte eine Welle der Solidarität nach Lauenburg. Über 270 000 Euro sind in den vergangenen Monaten aus ganz Deutschland auf dem eigens dafür eingerichteten Konto der Stadt eingegangen. Ende August kündigte Lauenburgs Kämmerer Thomas Burmester an: "Wir werden die Kriterien der Vergabe so transparent wie möglich machen und das Geld innerhalb von drei Wochen auszahlen."

Unbürokratisch, schnell und gerecht - dass sich diese Ansprüche bei der Verteilung finanzieller Hilfsleistungen offensichtlich nicht vereinen lassen, mussten inzwischen auch die Mitglieder des Spendenbeirates feststellen. Aus den ursprünglich angepeilten drei Wochen sind inzwischen über vier Monate geworden.

Doch jetzt gibt es Hoffnung für die 51 Betroffenen, die bisher einen Antrag auf Mittel aus dem Spendentopf gestellt haben. "Wir haben inzwischen 21 Anträge positiv beschieden und damit rund 18 000 Euro freigegeben", berichtet Uwe Frensel. Für wen sich die insgesamt acht Mitglieder entschieden haben, sagt der Vorsitzende des Spendenbeirates allerdings nicht. Um die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen nicht zu verletzen, hätten sie sich in dieser Frage Verschwiegenheit auferlegt. Nur so viel: "Vorrangig handelt es sich um Bewilligungen für Mieter aus betroffenen Häusern, die ihre Schäden am Hausrat nicht durch andere Hilfsfonds ersetzt bekommen. Wir können abseits solcher bürokratischer Richtlinien helfen."

Schwieriger sieht die Sache bei den Anträgen von Grundstückseigentümern aus. Klar ist, mit den Mitteln aus dem Spendentopf soll denjenigen unter die Arme gegriffen werden, die den Eigenanteil von 20 Prozent der Schadenssumme, den der nationale Aufbaufonds nicht abdeckt, unter keinen Umständen aufbringen können. Das ist allerdings auch der Haken an der Sache: Für die meisten Häuser steht die genaue Schadenssumme noch immer nicht fest. Demzufolge ist es zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht möglich, den aufzubringenden Eigenanteil genau auszurechnen. Doch der Spendenbeirat will Betroffenen schon jetzt die Angst vor der drohenden Finanzierungslücke nehmen: "Wir haben uns jetzt an alle Hausbesitzer gewandt und Hilfe angeboten, wo die staatlichen Mittel nicht ausreichen", sagt Uwe Frensel.

Es gibt übrigens genügend Beispiele dafür, dass es besser sein kann, die Verteilung von Spenden gründlich abzuwägen, als "schnell und unbürokratisch" zu helfen. Das kleine Städtchen Grafschaft (Rheinland-Pfalz) wurde im Juli 2010 von einem Hochwasser heimgesucht und muss jetzt - nach mehr als drei Jahren - die Verteilung der eingegangenen Spenden in Höhe von 45 000 Euro neu regeln. Ein Anwohner hatte sich übergangen gefühlt und gleich auf mehreren Ebenen eine juristische Maschinerie in Gang gesetzt.