Geschichtsverein: Nachkriegserinnerungen veröffentlicht

Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, war Horst Ohle elf Jahre alt - zu jung, um die Verbrechen des Naziregimes in ihrem ganzen Ausmaß zu verstehen. Was ihm aus dieser Zeit im Gedächtnis geblieben ist, hat er später aufgeschrieben. Heute, neun Jahre nach dem Tod von Horst Ohle, veröffentlicht der Heimatbund und Geschichtsverein seine Erinnerungen an die Kriegs- und Nachkriegszeit in seiner Heimatstadt Lauenburg.

Zugegeben, Leser der Nachkriegsgeneration beschleicht anfangs ein beklemmendes Gefühl, wenn Horst Ohle aus seiner Erinnerung heraus seinen Alltag bei der Hitlerjugend schildert oder die Selbstverständlichkeit, mit der sein Vater Mitglied der SA geworden war. Dem Leser wird aber sehr schnell klar: Es gab sie, die guten Menschen, die sich in ehrlichem Glauben von den damaligen Machthabern vereinnahmen ließen. Horst Ohle schreibt dazu: "Die großen Verbrechen kamen für die meisten Menschen doch erst nach 1945 heraus. Mir selbst gingen die Augen über, als über den ersten Bergen-Belsen-Prozess in der Presse berichtet wurde." Auch über die Nachkriegszeit in Lauenburg berichtet Horst Ohle ohne Pathos und manchmal mit einem Augenzwinkern. Da war zum Bespiel der Großvater, der sich in jener Zeit als wahres Organisationstalent erwies: So umschiffte der starke Raucher gewitzt die Vorschrift, nicht mehr als 50 Tabakpflanzen im Garten anzubauen. Die konnte er auch jederzeit bei den Kontrollen durch die britische Militärpolizei vorweisen - aber wehe, die Beamten hätten die zwei Maisfelder näher inspiziert.

Es ist ein ehrliches Buch. Auf den 110 Seiten werden ältere Leser viele Lauenburger Orte wiederentdecken. Für jüngere Leser wird unaufdringlich ein Stück Heimatgeschichte lebendig.

Das Buch "Erlebnisberichte der Jahre 1940 bis 1945" ist zum Preis von 12.50 Euro bei Host Eggert, Telefon (0 41 53) 24 87 erhältlich.