Lauenburg (er). Die Weihnacht auf rauer See wird in vielen Shantys besungen, und meist geht es in diesen Liedern besonders wehmütig zu.

Wie der Heiligabend tatsächlich an Bord verläuft, wissen René Reichenstein und Paul Trams aus eigener Erfahrung. Die beiden Smutjes des Tenders "Elbe" stehen dann bei ihren Kameradinnen und Kameraden besonders hoch im Kurs: In der Kombüse von Lauenburgs Patenschiff bereiten sie Rotkohl und Klöße und knusprigen Entenbraten. "So richtig wie bei Muttern", versichert René Reichenstein. Natürlich darf auch ein geschmückter Weihnachtsbaum nicht fehlen - echte Tanne, versteht sich.

Dass die diensthabende Besatzung des Tenders zumindest in kulinarischer Hinsicht Weihnachten auf nichts verzichten muss, glaubt jeder, der gestern auf dem Lütten Markt den deftigen Erbseneintopf gekostet hat. "Die Jungs können prima kochen", schwärmte Peter Lindemann und ließ sich eine große Familienportion in seinen Plastikeimer abfüllen. Bei ihm und seiner Frau blieb gestern die Küche kalt, wie bei so vielen, die sich die dampfende Suppe schmecken ließen.

Wer jetzt Appetit bekommen hat, kann sich heute ab 14 Uhr auf dem Weihnachtsmarkt rund um den Schlossturm einen Teller auffüllen lassen. Am kommenden Wochenende sind die "blauen Jungs" mit ihren Suppenkesseln sogar an beiden Weihnachtsmarkttagen vor Ort. Der Erlös des Suppenverkaufs kommt wie immer einem sozialen Zweck in Lauenburg zugute.

Ein bisschen wehmütig könnte es den Jungs - und übrigens auch Mädels - vom Tender bei so viel Weihnachtsatmosphäre dann doch ums Herz werden, zumindest jenen zehn, die am 24. Dezember "Dienst schieben" müssen. Denn -Entenbraten hin oder her - an diesem Tag sei die Sehnsucht nach der Familie besonders groß, sagt René Reichenstein, der im Januar zum ersten Mal Vater wird.