Fluthilfe: Awo-Chef dementiert Vorwurf

Die Gerüchteküche brodelt in Lauenburg. Es wird gemunkelt, dass sich die Initiatoren des Projektes "Awo Lauenburg hilft direkt" selbst fürstliche Honorare gezahlt hätten, statt die bereitgestellten 50 000 Euro für Baumaterialien zur Beseitigung der Hochwasserschäden einzusetzen. Diesem Vorwurf widerspricht Uwe Frensel jetzt energisch. Der Lauenburger Awo-Vorsitzende steht dazu, in diesem Zusammenhang zwei Honorarverträge abgeschlossen zu haben. Dafür seien aus der Gesamtsumme insgesamt 2500 Euro abgezweigt worden, dazu kämen 2500 Euro für die Erstattung von Sachkosten, wie Telefongebühren, Druckerpatronen und ähnliches.

"Die beiden Mitarbeiter sind seit Juli täglich im Einsatz, besuchen Betroffene, begutachten Schäden und besorgen die benötigten Baumaterialien", zählt er auf. Von einem "fürstlichen Honorar" könne für diesen langen Zeitraum also keine Rede sein. Frensel findet deutliche Worte für seinen Ärger: "Warum setzt man in Zeiten der Not immer auf nützliche Idioten, die auf eigene Kosten zur Stelle sein sollen, während andere nichts tun?"

Jörg Sönksen und Fritz Hock haben von den Gerüchten gehört und sind auch schon direkt mit den Vorwürfen konfrontiert worden. "Angeblich sollen wir uns bei der Awo eine goldene Nase verdienen", sagt Sönksen, der schon während der Flut ehrenamtlich die Nachbarschaftshilfe organisiert hatte. Er vermutet aber auch, dass er und Hock nur Blitzableiter für den aufgestauten Ärger der Betroffenen sind. "Wir haben zu Beginn der Aktion schnelle und unbürokratische Hilfe versprochen. Jetzt ist das Hochwasser ein halbes Jahr vorbei, und die meisten Flutopfer warten noch immer auf die Baumaterialien."

Dabei ist das Materiallager der Awo voll mit Farbbottichen, Pinseln und Tapetenrollen. Uwe Frensel erklärt das Dilemma: "Solange die Gutachten über den genauen Schadensumfang in den einzelnen Häusern nicht vorliegen, können wir nicht aktiv werden. Wir können keine teure Tapete verteilen, wenn sich später herausstellt, die komplette Wand muss abgeschlagen werden."

Anderes als es sich viele Betroffene vorstellen würden, dürften auch die Mittel der Awo-Aktion "Deutschland hilft" nicht nach dem Gießkannenprinzip vergeben werden. "Wir müssen über jeden Pinsel und jede Farbdose einen Verwendungsnachweis vorlegen", erklärt Frensel das Prinzip. Wer allerdings schon genau weiß, welche Arbeiten im Haus nötig sind, könne seinen Bedarf an Baumaterialien unter Telefon (01 51) 25 74 88 25 anmelden.

Bei allem Ärger über die kursierenden Gerüchte räumt der Awo-Chef aber auch ein, Fehler gemacht zu haben: "Wir haben das Projekt sehr kurzfristig an Land gezogen und den Erfolg medienwirksam gefeiert. Was wir versäumt haben ist, die Probleme, die mit der Aktion verbunden sind, genügend transparent zu machen."