Baumpflege: Mario Köpke arbeitet in luftiger Höhe

Auf den ersten Blick könnte es sich bei dem Mann im Wipfel einer Linde vor dem Schloss um einen risikofreudigen Extremsportler handeln. Doch bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, dass dieser Kletterer seinem Beruf nachgeht. Auf dem Amtsplatz liegen jede Menge abgesägte trockene Äste, die der Kletterer in Ausübung seines Berufs als Baumpfleger aus der Krone der Linde entfernt hat.

"Baumpfleger ist mein absoluter Traumberuf, ich bin ganz viel an der frischen Luft, kann mich bewegen und dabei auch noch meine Liebe zu Bäumen ausleben", versichert der 40-jährige Mario Köpke. Er hat an der Uni Rostock ein Studium für Landschaftskultur und Umwelt absolviert und arbeitet als selbstständiger Gartenbauingenieur.

Das Risiko seines Berufes ist ihm bewusst. "Weil ich weiß, wie gefährlich es sein kann, die Baumansprache auf die leichte Schulter zu nehmen oder mein tägliches Training zu vernachlässigen, hatte ich bis jetzt noch keinen ernsten Unfall", erzählt er. Unter "Baumansprache" versteht Köpke nicht etwa eine Unterhaltung mit Linde, Eiche und Co, denen er häufig durch sein Fachwissen das Leben rettet, sondern eine genaue Abschätzung des Baumes, dem er eine "Körperpflege" verpassen soll. Nur wenn er sich sicher ist, dass der Baum nicht geschädigt ist und der für die Halterung seiner Kletterausrüstung ausgesuchte Ast das Gewicht auch tragen kann, macht er sich an den Aufstieg. Mit einer kleinen Handsäge, die er in einer Seitentasche seines Schutzanzugs griffbereit mit sich führt, sägt er sorgfältig alle Äste ab, die krank aussehen oder bereits abgestorben sind.

Im Schnitt müssen Bäume an exponierter Stelle alle drei bis fünf Jahre eine Pflegeaktion über sich ergehen lassen. Dadurch soll verhindert werden, dass trockene Äste oder ein ganzer, durch Erkrankung instabiler Baum bei Sturm Menschen verletzen oder geparkte Autos beschädigen. "Wir setzen auch Hubwagen ein, aus deren Korb der Baumpfleger seine Arbeit macht. Wenn wir aber nicht an den Baum heranfahren können, beginnt für uns die Kletteraktion", erzählt Stephan Jung von der gleichnamigen Landschaftsgärtnerei aus Schnakenbek.

Er hat Mario Köpke als Subunternehmer zu dem von der Stadt erteilten Auftrag zur Wahrnehmung der Verkehrssicherungspflicht an Bäumen herangezogen. Stephan Jung steht auf dem Schlossplatz und sichert mit einem Mitarbeiter den durch die abgesägten und nach unten fallenden Äste gefährdeten Bereich. Dabei beobachtet er seinen Kollegen, um ihm im Notfall zu Hilfe zu kommen oder ihm per Seilzug eine Kettensäge für dickere Äste nach oben zu schicken.