“Berlingske Tidende“: 1749 gründete Ernst Heinrich Berling das dänische Blatt

Dass es in der langen Geschichte Lauenburgs einige berühmte Persönlichkeiten gegeben hat, ist bekannt. Aber wer weiß schon, dass die Wurzeln einer der ältesten Zeitungen der Welt ebenfalls in der Alten Schifferstadt zu finden sind?

Viel deutet ja auch nicht darauf hin, dass hier im Jahre 1708 Ernst Heinrich Berling geboren wurde, der wohl berühmteste Sohn der Stadt überhaupt, denn seinen Namen trägt eine der renommiertesten Presseerzeugnisse der Welt, die "Berlingske Tidende". Heute ist das Blatt die zweitgrößte Tageszeitung Dänemarks, täglich werden 165 000 Exemplare gedruckt. "Berlingske Tidende" hat heute ein weltweites Korrespondentennetz und aus dem Familienunternehmen wurde eine Aktiengesellschaft.

Auch wenn man in Lauenburg zuweilen etwas stiefmütterlich mit historischen Persönlichkeiten der Stadt umzugehen pflegt - eine Gruppe geschichtsinteressierter Dänen hat den Lebensweg des bekannten Verlegers trotzdem bis in seine Geburtsstadt zurückverfolgt. Und dann kam ihnen sogar noch der Zufall zu Hilfe: Zunächst stießen sie bei ihrem ersten Besuch auf den Betreiber des "Hotel Möller", Jörg Sönksen, der perfekt dänisch spricht. Dieser vermittelte dann den Kontakt zu Horst Eggert vom Heimathund und Geschichtsverein, der viel über die Spuren weiß, die Dänen im Laufe der Geschichte in Lauenburg hinterlassen haben.

Auch was den Verleger Ernst Heinrich Berling betrifft, musste er den 35 Senioren aus Süddänemark keine Antwort schuldig bleiben. So wusste der Heimatforscher zu berichten, dass die Familie Berling seit 1557 in Lauenburg ansässig war. 1646 heiratete der Lauenburger Förster Dietrich Berling die Tochter des Bürgermeisters und baute das noch heute existierende Haus an der Elbstraße 43. Die gut lesbare Balkeninschrift "1646 Dietrich Berling Catarina Berling" zeugt davon. Der dritte Spross der Familie war dann Ernst Heinrich, der in Lauenburg zunächst Buchdrucker lernte und später nach Kopenhagen ging, um sein Glück zu machen. Die von ihm wenig später aufgebaute Buchdruckerei existiert noch immer und genießt Weltruf.

Die von ihm 1749 gegründete "Berlingske Tidende" ist heute weltweit die letzte namhafte Zeitung, die ihren Gründer im Namen trägt - eine Ehre für den lauenburgischen Förstersjungen, der sein Glück in Kopenhagen gefunden hatte.

Dass seine Geburtsstadt sich heute kaum noch an ihn erinnert, hätte ihn sicher geschmerzt. Immerhin hatte er Zeit seines Lebens die Kontakte in seine Heimat nie abreißen lassen und wertete regelmäßig für seine Zeitung den damals angesehenen "Hamburgischen Correspondenten" aus.