Ortskern: Gutachten benennt Versäumnisse der Vergangenheit und setzt auf städtebauliche Potenziale

Die Stadtplaner der Gesellschaft für Ortsentwicklung und Stadterneuerung aus Ludwigslust haben ganze Arbeit geleistet: Über 100 Seiten umfasst der Entwurf "Vorbereitende Untersuchungen für das Gebiet Ortskern Oberstadt". Diese Vorbetrachtung ist notwendig, damit die Stadt Geld aus dem Förderprogramm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren" erhält und die ehrgeizigen Ziele der Innenstadtentwicklung umsetzen kann.

Was als erstes auffällt: In den letzten Jahren gab es bereits eine ganze Reihe an Untersuchungen, Konzepten und Gutachten zu Lauenburgs "Problemkind" Innenstadt. So erarbeitete das Architekturbüro Contors aus Itzehoe bereits im Jahre 1994 ein städtebauliches Konzept für die Oberstadt und stellte unter anderem gestalterische Mängel am Lütten Markt und am ZOB fest, sowie ein Mangelangebot an Verkaufsflächen mit Magnetfunktion. Die Experten rieten damals unter anderem, den "Lütten Markt" als grün geprägten Bereich mit vielfältigen Angeboten zum Aufenthalt zu entwickeln.

Das nunmehr beauftragte Planungsbüro analysierte außerdem die Ergebnisse und Vorschläge aus den Konzepten "Stadtmarketing" (1999), "Handlungskonzept für den Radverkehr" (2009), "Tourismuskonzept" (2009), "Einzelhandelsentwicklungskonzept" (2012), "Verkehrsuntersuchung" (2012) und aus dem "Pflege- und Maßnahmenkonzept Schlossplatz" (2012). Bittere Erkenntnis: Bis auf wenige Ausnahmen wurden die Vorschläge aus den zahlreichen Expertisen der vergangenen Jahre nicht umgesetzt.

Nach eigenen Betrachtungen zeigen auch die jetzt beauftragten Stadtplaner die Defizite von Lauenburgs Innenstadt auf: Dazu gehören unter anderem: Mangel an attraktiven Einzelhandelgeschäften, großer Anteil an Niedrigpreisangeboten, fehlende Begrünung, eingeschränkte Aufenthaltsqualität, Lärm- und Luftbelastung an der B 5, schlechte Verbindung zur Unterstadt und ein insgesamt negatives Image des Ortskerns.

Aber die Untersuchungen hätten auch Chancen und Potenziale ergeben: Dazu zählen die gute Verkehrsanbindung, der kompakte Stadtraum, die ausreichende Parkplatzsituation, attraktive Grünflächen im Fürstengarten und im Schlosspark und eine angemessene ärztliche Versorgung.

Das Fazit der Gutachter deckt sich mit den bereits bekannten Planungen der Lauenburger Innenstadt. Demnach würde die Neugestaltung des Bereiches südlich der B 5 (Markgalerie und Markthalle) den Ortskern als zentralen Versorgungsbereich stärken. Der Umzug der Verwaltung in das Gebäude der Kreissparkasse könnte als "Frequenzbringer" positiv auf die Belebung der Innenstadt wirken. Der "Lütte Markt" dagegen sollte die Funktion eines Stadtplatzes mit Begrünung, Spiel- und Ruhezonen einnehmen. Besondere Aufmerksamkeit erfordert nach Ansicht der Experten die Verkehrssituation in der Innenstadt. Hier gelte es, die Grenzwert überschreitende Lärmbelastung durch den Schwerlastverkehr auf der B 5 einzudämmen und die Bedingungen für den Radverkehr zu verbessern.

Eine zeitliche Prognose für die Umgestaltungsmaßnahmen geben die Stadtplaner auch ab: Voraussichtlich werden zehn Jahre ins Land gehen, bis die ausgemachten Funktions- und Strukturschwächen des Lauenburger Stadtkerns beseitigt sind.