Heimatbund hilft bei der Suche nach der Vergangenheit

Noch ist nicht viel mehr zu sehen als eine Mauer aus Feldsteinen. Mario Scheuermann hat ja auch erst begonnen, den Hang hinter seinem Haus von wilden Brombeerbüschen und wucherndem Geäst zu befreien. Doch der Sohn einer alten Pfälzer Winzerfamilie erkennt in dem Hang bereits ehemalige terrassenförmig angelegte Streuobstbereiche, Strukturen eines Steingartens, schmale Arbeitswege und romantische Sonnenplätze. Wie berichtet, will der 65-jährige Weinreporter auf dem angrenzenden, städtischen Grundstück später einmal Rebstöcke pflanzen. Der Hang hinter seinem Haus soll sich dann harmonisch in diesen Weinberg einfügen. Zunächst aber interessiert sich Scheuermann für die Geschichte seines Hauses. Wer hat diese Hanglandschaft einst angelegt?

Diese Neugier ist ganz nach dem Geschmack von Horst Eggert vom Heimatbund und Geschichtsverein. Er ermutigt Grundstücksbesitzer gern, der Historie ihrer Häuser auf den Grund zu gehen: "In der Elbstraße wissen die meisten Eigentümer die Geschichte ihrer Häuser, aber in Lauenburg gibt noch viele andere Gebäude mit einer interessanten Vergangenheit." Fast zu jedem Lauenburger Haus hat der Heimatforscher eine Chronik angelegt. Deshalb kann er auch Mario Scheuermann helfen, etwas über sein Hanggrundstück am Graben in Erfahrung zu bringen. So hatte das Haus in Jahre 1823 einem gewissen Hans Joachim Wenck gehört. Der ist wenig später offensichtlich pleite gewesen. Profitiert hat davon der Maurergeselle Jürgen Hinrich Jacob Garbers, der es aus der Konkursmasse ersteigern konnte. Seitdem waren es viele Jahrzehnte lang immer wieder Maurerfamilien, die sich hier eingerichtet hatten.

Für Mario Scheuermann haben die ehemaligen Bewohner seines Hauses jetzt Namen und er kann sich vorstellen, wer einst den Terrassengarten so liebevoll angelegt hatte. Beim Buddeln im Hang hat er Teile eines alten Flaschenzuges gefunden. "Die Bewohner des Hauses müssen pfiffige Leute gewesen sein. Auf diese Weise haben sie sicher Gegenstände aus der Oberstadt in die Unterstadt transportiert", vermutet er.

Und noch etwas Erstaunliches hat der Weinreporter im Gespräch mit Horst Eggert erfahren: In unmittelbarer Nähe seines Hauses - im Hohlen Weg 35 - spielte vor knapp 400 Jahren Wein schon einmal eine wichtige Rolle: Hier lebte Herzog Augusts persönlicher Weinschenk, der auch viel von edlen Tropfen verstanden haben soll.