Radverkehr: Stadt holte vor vier Jahren Expertenmeinung ein

Wer in Lauenburg entlang der B 5 mit dem Fahrrad unterwegs ist, hat die Wahl: Entweder er benutzt den Fußweg, der an den meisten Stellen auch für Fahrräder freigegeben ist, oder er fährt auf der Straße. Die Entscheidung dürfte nicht leicht fallen, denn die Gehwege sind oft so schmal, dass sich Radler und Fußgänger ins Gehege kommen. Auf der Straße bringen dann nicht nur Pkw sondern bis zu 2000 Lkw am Tag für die Radfahrer einen unfreiwilligen Nervenkitzel.

Heinz Victor hat es erlebt: "Ich fuhr auf der B 5 auf der Höhe der Shell-Tankstelle - hinter mir ein Laster, auf dem Fußweg eine Frau mit Kinderwagen. Ich entschied mich für den Fußweg und fuhr im falschen Winkel über die Bordsteinkante." Was folgte, war ein heftiger Sturz, und nur der Helm auf dem Kopf bewahrte ihn vor Schlimmerem. "Ein gekennzeichneter Schutzstreifen für Radfahrer auf der Straße würde mehr Sicherheit geben", ist Victor überzeugt. Er weiß auch, sein eigener Sturz ist kein Einzelfall. Deshalb will er sich als Vertreter der Lauenburger Wählergemeinschaft (LWG) dafür stark machen, die Innenstadt künftig für Radfahrer sicherer zu machen.

Doch dafür muss er das Rad nicht noch einmal erfinden: Bereits im Jahre 2009 erstellte die Planungsgemeinschaft Verkehr aus Hannover im Auftrag der Stadt Lauenburg ein 70-seitiges "Handlungskonzept zur Sicherung und Förderung des Radverkehrs". In diesem Zusammenhang wurde im gleichen Jahr eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Schule, Polizei und der Lauenburger Radsportgruppe Equipe Europa gegründet. Deren Chef Kurt Schlicht erinnert sich an eine Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am 7. Dezember 2009: "Der eingeladene Gutachter plädierte als erste Maßnahme für optische Begrenzungsstreifen auf der Straße, um den Radlern mehr Sicherheit zu geben. Da zu diesem Zeitpunkt die Deckenerneuerung der B 5 anstand, war man sich einig, bald eine Entscheidung zu treffen." Im Protokoll der Sitzung ist nachzulesen, dass im Januar 2010 ein beschlussfertiger Vorschlag ausgearbeitet werden sollte.

Seitdem ist allerdings offensichtlich nichts passiert und auch das beauftragte Gutachten wanderte in die Schublade. Heinz Victor will sich damit nicht abfinden und Kurt Schlicht ist ebenfalls dabei: "Der Fahrradtourismus nimmt immer mehr zu, und wenn die Innenstadt so schön wird, wie geplant, dürfen wir unsere radelnden Gäste nicht auf lebensgefährliche Straßen schicken", ist er überzeugt. Die beiden begeisterten Radler sind sich einig, die damals wieder eingeschlafene "Initiative zur Verbesserung des Radverkehrs" neu zu beleben. Victor will dazu auch das besagte Gutachten zu Rate ziehen. "Die Stadt kann es sich nicht leisten, teure Expertisen zu beauftragen, die dann in der Schublade verschwinden", mahnt er an.