Interview: Amtsleiter Reinhard Nieberg stellt sich den kritischen Fragen der Hochwasseropfer

Schneller geht es nun wirklich nicht: Wie berichtet, hatte der Arbeitskreis Altstadt (Aal) während der Sitzung des Bauausschusses am Montagabend der Stadt einen offenen Brief zu den Konsequenzen aus dem Juni-Hochwasser übergeben. Nur zwei Tage später liegt die Antwort vor. Wir sprachen mit dem Amtsleiter für Stadtentwicklung, Reinhard Nieberg über die wichtigsten Fragen aus dem Brief der Anwohner mit der Betreffzeile "Nach der Flut ist vor der Flut".

LL:

Ein "Ideenwettbewerb der klügsten Ingenieure" für einen wirksamen Hochwasserschutz der Altstadt ist mehrfach angekündigt worden. Wie ist der Arbeitsstand?

Nieberg:

Zunächst wird ein Expertenteam unter anderem aus den Bereichen Hochwasserschutz, Architektur, Denkmalsschutz und Städtebau gemeinsam mit Betroffenen die Rahmenbedingungen für einen realisierbaren Hochwasserschutz erarbeiten. Dafür stehen Mittel aus dem Landes- und Kommunalhaushalt zur Verfügung. Ich erwarte in den nächsten Tagen die vergaberechtlich erforderlichen Honorarofferten einschlägiger Büros. Ich gehe davon aus, dass dieser Arbeitsschritt bis Ende Juni nächsten Jahres abgeschlossen sein wird. Dann geht es in die Realisierungsphase des erarbeiteten Konzeptes, allerdings unter dem Vorbehalt, dass dafür ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.

Gibt es Überlegungen, die hochwassersichere Umrüstung der vorhandenen Regensiele und der Stromversorgung vorzuziehen?

Nach dem Juni-Hochwasser dieses Jahres ist es erstmals gelungen, Fragen der Ver- und Entsorgung in die Förderung von Schutzmaßnahmen einzubeziehen. Es macht deshalb keinen Sinn, jetzt teure Teillösungen anzustreben, deren Finanzierung zudem völlig unklar ist. Dazu kommt, dass Maßnahmen der Ver- und Entsorgung abhängig vom Hochwasserkonzept durchaus unterschiedlich ausfallen können.

Viele Bewohner der Altstadt sind aufgrund des Hochwassers in eine wirtschaftliche Notsituation geraten und warten dringend auf die versprochene Aufbauhilfe. Was können Sie den Betroffenen sagen?

Die grundsätzlichen Vergabekriterien sind nach wie vor auf der Webseite der Stadt abrufbar. Über die konkreten Förderrichtlinien gibt es noch Abstimmungsbedarf innerhalb der Landesregierung. Ich gehe aber davon aus, dass auch diese Fragen in den nächsten Tagen geklärt werden. Danach wird es eine Informationsveranstaltung mit zuständigen Vertretern der Landesregierung geben. Die Einladung zu dieser Veranstaltung und die erforderlichen Unterlagen erhalten die betroffenen Grundstückseigentümer per Post.

Die Stadt hat ein Ingenieurbüro damit beauftragt, die Hochwasserschäden in den betroffenen Gebäuden zu bewerten. Es gibt zunehmend Kritik, dass bei diesen Terminen keine Beratung der Bürger erfolgt. Welche konkreten Anforderungen hat die Stadt an das Büro gestellt?

Vereinbart wurden die Bestandsaufnahme und Bewertung der Schäden, ein objektbezogenes Hochwasserschutzkonzept und eine Beratung der Eigentümer in Bezug auf die Beseitigung der Schäden. Diese Leistung wird zeitversetzt erbracht. Im Übrigen wird der Architekt Justus Deecke auf der nächsten Sitzung des Bauausschusses am 19. November einen Sachstandsbericht abgeben.