Flutschäden: Morgen kann auch das “Alte Schifferhaus“ sein Restaurant wieder für Gäste öffnen

Sönke Ellerbrock, Gastronom im Hotel-Restaurant "Zum alten Schifferhaus", hatte beim Rundgang durch sein Haus in den vergangenen Monaten oft Tränen in den Augen. Während seine Kollegen der Altstadt-Restaurants "Le Rufer", "XOX" und "Schifferbörse" nach dem Abfließen der verheerenden Elbeflut mit einem Pegelhöchststand von 9,64 Metern längst wieder geöffnet hatten und wenigstens noch Reste vom Sommergeschäft mitnehmen konnten, glichen die Räume seines Hauses noch immer einer großen Baustelle. Zu groß waren die Schäden, die die Wassermassen angerichtet hatten. Doch in den letzten Tagen ist der Glanz in seine Augen zurückgekehrt. Zunächst konnte er die völlig renovierte Gaststube wieder in Betrieb nehmen und die Gäste mit Spezialitäten aus einer "Flut-Karte" mit reduziertem Angebot bewirten, morgen wird auch das Restaurant des Hauses wieder öffnen. "Dann gibt es auch wieder die große Speisen- auswahl", verspricht Ellerbrock.

320 000 Euro Schaden hat die Flut im Betrieb hinterlassen. Investitionsbank und das Kieler Wirtschaftsministerium haben seine Rechnungen und Kostenvoranschläge geprüft und akzeptiert. Dienstag wurde ihm eine schnelle Auszahlung der 80 Prozent Fluthilfe zugesagt, die Bund und Land übernehmen. Auf einem Eigenanteil von 64 000 Euro bleibt er sitzen. Dazu kommt der Wegfall der Einnahmen auf dem Sommergeschäft, die er zumindest dadurch kompensieren konnte, dass er auf der Terrasse eine Notgastronomie in Zelten eröffnete und den Hotelbetrieb wieder starten konnte.

Die Voraussetzungen für einen "Traumsommer" waren gegeben, bis der Pegel der Elbe anschwoll. "Für Mai bis August hatten wir täglich 80 Prozent Vorbuchungen für die Hotelzimmer mit 64 Betten. Bei dem Bilderbuchwetter hätten wir den Rest täglich leicht und locker auffüllen können", sagt Ellerbrock. Doch der Fluss machte ihm einen Strich durch die Rechnung: Als sich die Flut ankündigte, hagelte es Stornierungen - vor allem von Radfahrern, die Touren auf dem Elberadweg geplant hatten. "Selbst für September haben Reisegruppen aus Dänemark und Schweden Buchungen zurückgenommen, weil sie nicht einschätzen konnten, wie die Lage in Lauenburg ist."

Die Gaststube erstrahlt bereits wieder in altem Glanz. Der völlig durchweichte Holzfußboden ist durch Beton, Estrich und Fliesen ersetzt worden. Die alten Lehm- und Reetwände wurden nach dem Trocknen neu verputzt und mit wasserfesten Trockenbauwänden verstärkt. Dafür musste Ellerbrock Abstriche in Kauf nehmen: "Durch das Aquapaneel hat der Raum 40 Zentimeter an Länge und Breite verloren. Deshalb hat die Tischlerei Horstmann, die das gerettete Mobiliar aufgearbeitet hat, die Sitzbänke um 20 Zentimeter kürzen müssen." Der Tischlerei verdankt der Wirt auch eine Vorsichtsmaßnahme für kommende Hochwasser: Die Wandverkleidungen können bei Gefahr abgeschraubt werden.