Austausch: In Lebork gelten strenge Schulregeln - Gäste aus der Partnerstadt zu Besuch

Irgendetwas ist anders an dem Besuch aus Polen: "Die Mädchen sind nicht geschminkt", verrät Janina Baumbach (14) eine Besonderheit, die ihr an den Schülerinnen aufgefallen ist, die im Rahmen eines Austausches an der Albinus-Gemeinschaftschule zu Gast sind. Auch Freundin Sabrina Niebuhr (13) wundert sich, dass ihre Gäste aus der Partnerstadt Lebork nicht einmal Wimperntusche verwenden.

"An unserer Schule ist das Schminken verboten", erzählt Lehrerin Joanna Nawicke und verrät, dass auch Tops, nackte Beine und Arme, Piercings und kurze Röcke auf der Verbotsliste im "Gimnazjum Nr. 1" stehen. Strenge Regeln, nichts soll vom Lernen ablenken. "Wer sich nicht daran hält, den erwartet ein Gespräch mit dem Direktor", sagt die Lehrerin.

Janina ist entsetzt und kann sich ebenso wie Sabrina nicht vorstellen, dass man ihnen derartige Verbote zumutet. "Geschminkt sehe ich einfach besser aus, und es ist doch meine freie Entscheidung, wie ich mich zurechtmache und was ich anziehe", sagt sie ein wenig rebellisch. Die liberale Schulordnung der Gemeinschaftsschule kommt ihr entgegen. "Wir lassen den Schülern viel Freiraum, wenn sich ihr Outfit im Rahmen hält", sagt Rektor Heinz Hoffmann.

Für die polnischen Mädchen ist das Verbot wenig problematisch. Auf die Frage, ob es sie stört, dass sie sich nur in der Freizeit und für Partys stylen darf, antwortet Karolina Grzenkowicz (14) mit Dolmetscher-Interstützung ihrer Lehrerin: "Nein, ich finde das so in Ordnung."

Im "Gimnazjum Nr. 1" ist Deutsch nach Englisch die zweite Pflichtfremdsprache. Der Aufenthalt in Lauenburg ist für die Gäste daher beste Gelegenheit, das Erlernte anzuwenden. Bei nur zwei Deutschstunden pro Woche ist die Sprachbarriere aber noch groß. "Ja" und "Nein" sind die häufigsten Antworten der 14 Achtklässler.

Selbst diese Vokabeln kommen den Schülern der Albinus-Gemeinschaftsschule auf polnisch nur schwer über die Lippen. Polnisch-Unterricht gibt es in Lauenburg nicht. Im Umgang miteinander haben die jungen Leute dennoch kaum Probleme. "Irgendwie klappt es zwischen den Jugendlichen immer mit der Verständigung. Entscheidend sind nicht unbedingt die Sprachkenntnisse, sondern die gegenseitige Sympathie", sagt Lehrer Klaus Brinker, der die Schüler betreut.

Neben der Teilnahme am Unterricht werden die polnischen Gäste noch einen Tag im Heidepark erleben, Hamburg besuchen und gemeinsam mit den Lauenburgern eine Party feiern. Dann bietet sich den deutschen Mädchen und Jungen sicherlich auch Gelegenheit, ihre Gäste mit Make-up zu sehen.