Haus der Generationen: Fertigbauweise ermöglicht schnellen Fortgang der Arbeiten am Passivhaus

Beate Paulsen kam gestern aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: "Ich war zehn Tage nicht hier und was in dieser Zeit geleistet wurde, ist einfach phänomenal", freute sich die Vorsitzende des evangelischen Kirchenvorstandes acht Wochen nach der Grundsteinlegung über den raschen Fortgang der Arbeiten am "Haus der Generationen", das die Kirche für 2,3 Millionen Euro auf dem Areal des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses an der Dresdener Straße errichten lässt. Die Handwerker sind so schnell vorangekommen, dass schon am Freitag von 13 Uhr an Richtfest gefeiert wird.

Wesentlichen Anteil am Wachsen des Passivhauses hat die vom Hamburger Architektenbüro Robert Heinicke und Nisse Gerster vorgesehene Fertigbauweise. Die Elemente von Außenfassade und "Innenleben" wurden in einer Lübecker Spezialtischlerei gefertigt und werden jetzt mit Hilfe eines Krans passgenau eingebaut. "Der Vorteil ist, dass die Dämmung gleich in die tragenden Teile der Konstruktion eingefügt werden konnte", erklärte Gerster gestern bei einer Baustellenbegehung mit Beate Paulsen und Regina Szymanski, der Vorsitzenden des kirchlichen Bauausschusses.

Der Kirchenvorstand hatte sich nach der Besichtigung eines von Heinicke & Gerster in Hamburg-Rissen in gleicher Bauweise errichteten Kindergartens für ein Passivhaus entschieden, weil es von der Sonne, inneren Wärmequellen und Rückgewinnung warm gehalten wird und im Gegensatz zu einem konventionellen Gebäude 90 Prozent weniger Energie benötigt. Grund genug für die Bauherren, sechs bis zehn Prozent höhere Baukosten durch Holzbauweise und ökologische Baustoffe zu akzeptieren.

Auffällig beim Rundgang durch den Rohbau ist die großzügige Raumaufteilung, die im Erdgeschoss ab April 2014 viel Platz für Sprechzimmer der Familienbildungsstätte, einen Mehrzweckraum, Cafeteria sowie im Kinderbereich für eine Integrationsgruppe und eine Krippe bieten wird. Platz zum Spielen finden die Kleinen auch auf dem Flur mit der Treppe zum ersten Stock. Blickfang von der Dresdener Straße ist hier eine Glasfassade, deren eingelassenes Kreuz auf den christlichen Charakter des Hauses hinweist. Das Obergeschoss wird zur neuen Heimat der Elementargruppen aus den bisherigen kirchlichen Horten am Graf-Bernhard-Ring und in der Rosenstraße, die beide verkauft werden sollen. "Für das Haus in der Rosenstraße basteln wir bereits mit einem Interessenten an der Finanzierung und für den Graf-Bernhard-Ring gibt es die vage Planung, die Immobilie mit einem benachbarten Grundstück der Stadt zu vermarkten", berichteten Paulsen und Szymanski.

Bei aller Freude über die Baufortschritte hat Nisse Gerster aber auch Sorgen. "Mehrfach sind an den Wochenenden Vandalen in das Haus eingedrungen, die Container der Bauarbeiter aufgebrochen und Wände im Innern eingetreten haben", erzählt der Architekt und hofft auf aufmerksamen Nachbarn, die auffällige Personen auf dem Areal in Zukunft sofort der Polizei melden.