Kaiser Wilhelm: Nach den letzten Fahrten folgt die Grundsanierung des Raddampfers

Totgesagte leben länger. Zu Beginn des Jahres musste man das Aus für Lauenburgs Flaggschiff, den 113 Jahre alten Raddampfer "Kaiser Wilhelm", befürchten. Die alte Crew war wegen "gravierender Schäden" am Schiff in den Streik getreten und hatte damit bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Doch als die Schiffsuntersuchungskommission Entwarnung gegeben hatte, nachdem Löcher im Schiffsboden unterhalb der Kombüse mit Kunststoff provisorisch geflickt und eine neue Besatzung gefunden worden war, konnte der "Kaiser Wilhelm" nach Abfließen des Elbe-Hochwassers in eine verkürzte Saison starten.

Und die Passagierbilanz kann sich sehen lassen: "Trotz eines auf vier Wochenenden verkürzten Fahrplans konnten wir bislang gut 700 Gäste auf dem Dampfer begrüßen", berichtet Wilhelm Bischoff, Zahlmeister an Bord und Geschäftsführer des Betreibervereins zur Förderung des Lauenburger Elbschifffahrtsmuseums. Am kommenden Wochenende bestehen die letzten Chancen zu Fahrten mit dem Nostalgiedampfer in dieser Saison. Sonnabend startet das Schiff um 11 Uhr zum Törn nach Bleckede, wo die Passagiere zwei Stunden Landgang haben, bevor um 17 Uhr Lauenburg wieder erreicht ist. Sonntag um 11 Uhr geht es vom Ponton unterhalb des Ruferplatzes nach Geesthacht. Der besondere Clou dieser Fahrt: Nach einer Schleusung geht es ein Stück an den Vierlanden vorbei, bevor der Dampfer dreht und wieder Kurs auf Geesthacht und Lauenburg (Ankunft um 17 Uhr) nimmt.

Danach beginnen die Vorbereitungen auf die Saison 2014. Nachdem der Haushaltsausschuss des Bundestages 400 000 Euro für die Grundsanierung des Schiffes bewilligt hat, wird der Verein die notwendigen Arbeiten von einer Werft ausführen lassen. Schon im Frühjahr hatten freiwillige Helfer den Bänken und dem Deck des Vorderschiffes mit Rettungsboot und Anker neuen Schliff gegeben. Jetzt sollen der Austausch der maroden Radkästen und Arbeiten im Schiffsrumpf und an der Dampfmaschine folgen. Unter anderem soll ein Stromaggregat eingebaut werden, das der Küchencrew die Arbeit erleichtern soll. Es soll aber so platziert werden, dass es für Passagiere nicht sichtbar sein wird und den nostalgischen Charakter des einzigen kohlebefeuerten Raddampfers in Deutschland beeinträchtigen könnte. Wo die Arbeiten ausführt werden, steht noch nicht fest. "Wir haben eine Ausschreibung gestartet und neben der Hitzler-Werft unter anderem auch Blohm + Voss, die Oder-Werke in Stettin und die Werft in Tangermünde um Angebote gebeten", sagt Markus Reich, Kapitän an Bord und Vorsitzender des Fördervereins. Die Entscheidung fällt nach dem Fristablauf am 27. September.