Lauenburg (er). “Eigentlich hat niemand gern Streit mit anderen.

Doch manchmal will man einfach Recht behalten", weiß Melike Barcin. Die Zehnjährige kennt einen Weg aus dem Dilemma: "Man vereinbart einfach einen Termin bei uns Streitschlichtern."

Ein Jahr lang haben Melike und 19 andere Weingartenschüler gelernt, wie sie kleine "Kampfhähne" miteinander versöhnen können. Wichtigste Regel: Es gibt keine Verlierer. Joshua Offermann erklärt genau, wie das geht: "Jeder erzählt, was vorgefallen ist und was ihn stört. Wer anfangen darf, entscheidet der Würfel." Canan Yilmaz weiß: "Das reicht manchmal schon, weil sie sich vorher gar nicht zugehört hatten." Weil Streitschlichter verschwiegen sein müssen, lassen sie sich auf keinen Fall entlocken, mit welchen "Fällen" sie es bisher zu tun hatten. Nur so viel: Es hätten sich am Ende eines Gespräches zwei Jungen sogar die Hand gegeben, die sich sonst regelmäßig auf dem Schulhof geprügelt hatten. Mustafa Barcin ist sich sicher, dass die Streitschlichter der Weingartenschule alle Hände voll zu tun haben werden. "Wir haben sogar schon Termine vergeben", verrät er.

Dabei geht es offiziell erst heute richtig los. Gestern haben die Kinder den bunten Streitschlichterwagen auf dem Schulhof eingeweiht. Den hat der Lauenburger Rechtsanwalt Wolfgang Meissner spendiert, der ja sozusagen von Beruf wegen Streitschlichter ist. Er erfährt von seinen jungen "Kollegen", dass es wichtig ist, die Probleme in Ruhe zu besprechen, wenn es Streit gibt. "Das geht nicht im Klassenzimmer, und deshalb ist es toll, dass wir den Wagen haben", sagt Canan Yilmaz.

Schulsozialarbeiter Christian Knaack ist stolz auf die Kinder. Alle seien bei der Ausbildung am Nachmittag mit Feuereifer bei der Sache gewesen. Deshalb ist er sich auch ganz sicher, dass die 20 Streitschlichter der Weingartenschule dafür sorgen werden, dass es künftig weniger Zoff auf dem Schulhof gibt.