Am Weingarten: Zwei Interessenten präsentieren ihre Projekte - Politik vertagt die Entscheidung

Eine Situation, wie sie komfortabler nicht sein könnte: Die Stadt bietet ein Grundstück in bester Lage an, und zwei Interessenten werben mit ihren Konzepten und Kaufangeboten um den Zuschlag. Die Rede ist von der Fläche des ehemaligen Bauunternehmers Schmidt am Weingarten. Zur öffentlichen Präsentation der Vorhaben hatte der Bau- und Planungsausschuss am Montagabend in die Mensa der Albinus-Gemeinschaftsschule geladen. Um Details der möglichen Vertragsgestaltung ging es dann im nichtöffentlichen Teil der Sitzung. Um es vorweg zu nehmen: Eine Entscheidung, wer schließlich seine Pläne verwirklichen darf, sei nicht gefallen, sagt Bürgermeister Andreas Thiede auf Anfrage unserer Zeitung.

Für Wolf Buchholz kam die Einladung zur Vorstellung seines Konzeptes überraschend, denn eigentlich hatte er die Sache schon abgehakt. Wie berichtet, plante der Kieler Unternehmensberater auf dem Grundstück die Errichtung eines Mehr-Generationen-Wohnparks mit 24 Eigentumswohnungen. Doch dann platzte der Grundstückskauf, weil der Eigentümer den bereits ausgehandelten Vertrag dann doch nicht unterschrieb. Als sich schließlich die Stadt die Fläche sicherte und das Grundstück potenziellen Investoren anbot, reichte Buchholz sein Konzepte entsprechend der Ausschreibungsrichtlinien ein. Diesen Unterlagen zufolge wollte die Stadt über das Grundstück schon Ende vergangenen Jahres einen städtebaulichen Vertrag abschließen. Doch daraus wurde bis heute nichts. Die Investoren, die der Kieler Geschäftsmann nach eigenen Angaben im Boot hatte, wollten sich nicht länger vertrösten lassen und sprangen ab.

Buchholz ist sich aber sicher, das Interesse gegebenenfalls wieder aktivieren zu können: "Nachdem wir zum ersten Mal unsere Idee vom Wohnpark veröffentlicht hatten, klingelte sich das Telefon heiß - so groß war das Interesse potenzieller Bewohner", bekräftigte er noch einmal.

Auch der Lauenburger Unternehmer Rainer Staneck hat große Pläne. Er will auf dem Filetgrundstück, in unmittelbarer Nähe zu dem ebenfalls von ihm geplanten "Wohnpark Askanierhaus", ein weiteres Projekt verwirklichen. Zielgruppe des sogenannten Inklusionshauses sind Schwerstbehinderte, die in Wohngruppen ambulant betreut werden. Die Angehörigen leben in den Wohnungen darüber. Um die Ausschussmitglieder auch emotional zu erreichen, hatte er Annelie Keckstein eingeladen, die seit Jahren ihre im Wachkoma liegende heute 26-jährige Tochter pflegt. Anhand von Fotos vom Zusammenleben mit der schwerstbehinderten Tochter schilderte die Mutter, wie sehr das von Rainer Staneck geplante Projekt das Leben betroffener Familien erleichtern würde.

Eine endgültige Entscheidung, welches Projekt den Zuschlag erhält, wollten die Ausschussmitglieder gestern dennoch nicht fällen. Nach Informationen unserer Zeitung ist es vor allem der Kaufpreis, den es auszuhandeln gilt. Ein Gutachter soll den Wert des Grundstücks mit 300 000 Euro beziffert haben.