Dan Tobacco: Angst vor EU-Auflagen

Selbst für so manchen passionierten Nichtraucher ist ein genüsslich schmauchender Pfeifenraucher ein Symbol für Ruhe und Gelassenheit. Da will es nicht so recht ins Bild passen, was dem europäischen Parlament im nächsten Monat zur Abstimmung vorgelegt wird: Nach der neuen Tabakrichtlinie sollen auch die Schachteln von Pfeifentabak zu 75 Prozent mit Fotos von offenen Beinen oder schwarzen Raucherlungen beklebt werden.

Doch das ist noch nicht alles: "Auch sämtliche Aromen im Tabak sollen verboten und Geschmack sowie Verpackungen weitgehend vereinheitlicht werden", empört sich Heiko Behrens, Gründer des Lauenburger Traditionsunternehmens Dan Tobacco. Mit Marken wie "Rum & Maple" oder "Sweet Vanilla Honeydew" hat sich das Unternehmen mit den 40 Mitarbeitern nicht nur in Deutschland einen Namen gemacht. Die Nennung der Marken und auch die Aromatisierung des Tabaks wären künftig verboten. Behrens fürchtet, dass die neue Richtlinie sein Untenehmen wirtschaftlich in die Enge treibt und auch Geschäftsführerin Maria Sousa meint: "Unter den neuen Bedingungen für unser Unternehmen könnten wir einen deutlichen Stellenabbau nicht ausschließen."

Für Heiko Behrens, der seit vielen Jahren selbst Pfeifenraucher ist, hat der Vorstoß der EU noch einen anderen Aspekt: "Die immer stärkere Reglementierung der Raucher ist ein Eingriff in den frei zu wählenden Lebensstil des Menschen", ist er überzeugt. Auch das Argument, dass durch die Folgen des Rauchens in Europa jährlich fast 700 000Menschen sterben sollen, will Behrens so nicht gelten lassen: "Dass Rauchen die Wahrscheinlichkeit eines langen Lebens nicht gerade erhöht, weiß inzwischen jedes Kind. Dazu braucht man keine Schockfotos auf den Schachteln", ist er sich sicher. Auf der anderen Wagschale liegen für den 69-jährigen Unternehmer sein Verständnis von Lebensgenuss und der persönlichen Freiheit des Menschen, sein Leben weitgehend selbst bestimmen zu dürfen.

Mit dieser Meinung steht Behrens nicht allein: So fragt Journalist Johannes Richardt im Magazin "Novo Argumente", wie weit die "Regulierungswut" der EU in Sachen Tabakrichtlinie noch gehen darf: "Das ist eine krasse Missachtung der Intelligenz der Bürger und ein Offenbarungseid eben jener Europäischen Kommission, die sonst keine Gelegenheit auslässt, sich als Anwalt des 'mündigen Verbrauchers' aufzuspielen."