Lauenburg (er). Wenn Renate Wendt ihre geheimnisvollen Kräuter zusammenmischt, könnten Uneingeweihte schon mal auf den Gedanken kommen, die Gesetzeshüter anzurufen.

Aber die Sorge wäre gleich doppelt unbegründet: Erstens wachsen die Pflanzen ganz legal in ihrem Garten und zweitens war die 60-Jährige selbst bei der Polizei beschäftigt - bis heute, dem ersten Tag ihres Ruhestandes.

Ihre oft abenteuerlichen Teemischungen sind es allerdings kaum, was die Beamten der Lauenburger Polizeistation am meisten vermissen werden "Renate war immer der Ruhepol bei uns, da konnte der Tag noch so hektisch sein", sagt Hauptkommissar Ulf Clasen über seine langjährige Kollegin. Seit 1988 war Renate Wendt die "gute Seele" der Lauenburger Polizei. Sie bearbeitete kleinere Vorgänge und die Post, sorgte für ausreichend Büromaterial und manchmal für Lachtränen bei ihren Kollegen. "Einmal fuhr ich mit dem Streifenwagen in die Werkstatt, um Winterräder aufziehen zu lassen. Ich kam aber stattdessen mit neuen Sommerreifen zurück", erinnert sie sich. Das könne nur einer Frau passierten, musste sie sich daraufhin von ihren männlichen Kollegen anhören. "Das war natürlich ein Scherz", beeilt sich Ulf Clasen zu sagen. Doch Renate Wendt nimmt solche Spötteleien ohnehin nicht krumm. Sie kann über sich selbst am meisten lachen, etwa als sie den defekten Wasserboiler bedient und so die halbe Polizeistation unter Wasser gesetzt hatte.

Ihr Leben wird jetzt ruhiger, aber auf keinen Fall langweiliger werden. Für ihren Ruhestand hat sie sich einiges vorgenommen: Schwedisch möchte sie lernen, um sich mit ihren dort lebenden Enkekindern unterhalten zu können. Und ein paar Kochkurse hat sie sich auch schon ausgeguckt. Dass die zierliche Frau noch ein sehr handfestes Hobby hat, traut man ihr auf den ersten Blick gar nicht zu: "Ich arbeite alte Möbel vom Flohmarkt auf, da warten auf meinem Boden noch ein paar gute Stücke", sagt sie und meint wohl die beiden ausrangierten Stühle aus der Polizeistation.

Wenn Renate Wendt diesen Erinnerungsstücken zu neuem Glanz verholfen hat, wird sie ihre ehemaligen Kollegen ganz sicher besuchen - vielleicht auf eine Tasse Tee mit Kräutern aus ihrem Garten.