“Villa Bücherbunt“: Tauschbörse am Brunnen kommt an

Manchmal ist es gar nicht so sehr der Inhalt eines zerlesenen Buches, der die meiste Spannung bietet. Wer hat den Band wohl schon alles in den Händen gehalten? An welchen Orten wechselte er die Besitzer?

Wenn Joachim Haustein immer mal wieder in der kleinen "Villa Bücherbunt" am Löwenbrunnen stöbert, könnte er mit etwas Glück den Weg des Buches zurückverfolgen, das er sich ausgesucht hat. Doch Joachim Haustein interessiert sich mehr dafür, hier spannenden Lesestoff zu finden, und er wird meist fündig. "Ich finde die Idee des Tauschens prima und habe selbst schon einige Bücher für den Bestand beigesteuert", sagt er.

Auf der Internetseite www.bookcrossing.com posten Bücherfreunde, wo sie ein extra gekennzeichnetes Exemplar gefunden und nach dem Lesen wieder "ausgesetzt" haben. Auch die Lauenburger Stadtbücherei hat dort vor der Einrichtung der "Villa Bücherbunt" vor vier Monaten einige Bände registriert. Büchereichefin Uta Silderhuis freut sich über das große Interesse an der Tauschbörse für gelesene Bücher, auch wenn meist gar keine Zeit bleibt, die Bände für das offizielle "Bookcrossing" zu registrieren.

"Manche Bücher stehen noch nicht richtig im Regal, da haben sie schon wieder den Besitzer gewechselt, vor allem Kinderbücher", hat sie festgestellt. Zweimal wöchentlich schauen sie und ihre Mitarbeiterinnen deshalb nach dem Rechten und füllen manchmal den Bestand mit Büchern auf. Meist sind es jedoch die Nutzer selbst, die für Lesenachschub sorgen. Etwas freut die Büchereichefin besonders: "Es gab einige Leute, die prophezeit haben, dass das Bücherhäuschen keine Woche überstehen würde." Doch die Skeptiker haben zum Glück nicht Recht behalten: Auch nach vier Monaten gibt es keine Spuren von Vandalismus an der "Villa Bücherbunt".

Bevor Florentine Seemann ihre Einkäufe auf dem Wochenmarkt erledigt, schaut sie jedes Mal, ob neue Bücher auf den beiden Regalbrettern stehen. Manchmal hat die 74-Jährige Glück und ergattert einen Arztroman. Meist setzt sie sich dann noch eine halbe Stunde auf eine der Bänke am Löwenbrunnen und liest sich in dem "Schinken" fest, wie sie sagt. Auch sie denkt manchmal darüber nach, wer wohl vorher in dem Buch geschmökert hat. Ihr Enkel habe ihr zwar erklärt, dass dies im Internet möglich sei. Ihr sei da aber noch eine andere Idee gekommen, vor allem für ältere "Stammkunden" des Bücherhäuschens: "Vielleicht könnte man eine Art Gästebuch ins Regal legen. Ich würde manchmal gern wissen, wem das Buch vorher gehört hat und vor allem, wie es meinem Vorleser gefallen hat." Und dann fällt ihr noch etwas ein: "Vielleicht könnte man sich ja dann mal zum gemeinsamen Schmökern am Löwenbrunnen treffen.".