Historische Ansichtskarten: Heimatbund und Geschichtsverein legt Fotokalender neu auf

Heute hätte der junge Mann vermutlich eine SMS geschickt oder seinen "Beziehungsstatus" bei Facebook gepostet. Doch vor 115 Jahren waren in Lauenburg wie überall in Deutschland gerade die Ansichtskarten in Mode gekommen, und so bekam die Herzensdame insgesamt 12 dieser handgeschriebenen Botschaften die alle mit der Anrede begannen: "Hochwohlgeborenes Fräulein!" Es ist anzunehmen, dass die Auserwählte für die Lauenburger Motive dieser Karten kaum ein Auge gehabt hat. Sicher hat sie auch nicht im Traum daran gedacht, dass die romantischen Liebesbotschaften mal in einer Ansichtskarten-Sammlung landen würden. Doch einer ihrer Nachfahren hatte offensichtlich wenig Respekt vor den Gefühlen der jungen Dame und die Serie Lauenburger Ansichtskarten in einem Internetportal angeboten.

Dies ist der Moment, in dem Joachim Kedziora zuschlägt. Fast täglich durchforstet der Heimatforscher das weltweite Netz, um seine Sammlung historischer Lauenburger Ansichtskarten zu komplettieren. "Es gibt so viele verschiedene Stadtansichten, die sich manchmal nur durch ein winziges Detail voreinander unterscheiden", weiß der Sammler, für den neben dem Motiv, vor allem auch die persönlichen Botschaften interessant sind, die damals in die Welt geschickt wurden. Um 1900 fuhr man mit dem Dampfschiff von Hamburg nach Lauenburg in die "Sommerfrische", trank in einem Ausflugslokal einen Kaffee und ließ die lieben Verwandten per Ansichtskarte an diesem Vergnügen teilhaben. Die Lauenburger Wirte witterten die Chance, durch die Ansichtskarten Reklame zu machen. Doch weil der Druck ziemlich teuer war, taten sich findige Geschäftsleute zusammen. So gibt es in Kedzioras Sammlung zum Beispiel eine gemeinsame Ansichtskarte des Hauses Burgdorff aus der Grünstraße und des Hauses Freystatzky aus der Elbstraße.

An den Erfolg der vergangenen Jahre anknüpfend hat der Heimatbund und Geschichtsverein auch für 2014 einen Postkarten-Kalender drucken lassen. 13 Ansichtskarten aus der Sammlung von Joachim Kedziora begleiten durch das kommende Jahr. Besonders die sogenannten "Butenlauenburger", die das Schicksal in alle Welt verschlagen hat, erfreuen sich an den alten Stadtansichten aus der Heimat. Und weil man damals nicht nur leidenschaftlich gern handschriftliche Grüße verschickte, sondern auch Gedichte verfasste, hat Vereinschef Horst Eggert jedem Kalenderblatt eine Strophe hinzugefügt.

Anders als die knappen Botschaften, die wir heute in unser Smartphone tippen, haben diese Verse die Zeit überdauert. So ist die Mahnung des unbekannten Heimatdichters heute brandaktuell: "Die Fluten sie strömen und fordern ihr Land, gegen Deiche erbaut von Menschenhand. Das Urstromtal, es reicht noch weit, gehört dem Strom seit ewiger Zeit."

Den Kalender zum Preis von 12,50 Euro gibt es in der Buchhandlung Rusch (beim Penny-Markt), HM-Immobilien (Fürstengarten 10), Kiosk Karina (Berliner Straße 78), Altstadtfriseur (Elbstraße 121), Elbschifffahrtsmuseum (Elbstraße 59) und bei Horst Eggert unter (04153)2487.