Kanalbrücke: Seit 23 Jahren fließt der Verkehr einspurig über das marode Bauwerk

Die Autofahrer haben sich längst daran gewöhnt: An die Ampelschaltung im Verlauf der Brücke über den Elbe-Lübeck-Kanal zwischen Büchen und Büchen-Dorf. Ein vor 23 Jahren festgestellter Mangel an der Tragfähigkeit fordert eine Einschränkung der Höchstbelastung des Bauwerks. "Ein Begegnungsverkehr von zwei großen Lastwagen wäre da nicht so toll", erklärt Jens Sommerburg, der Leiter des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr (LBV) in Lübeck. Zu dieser Erkenntnis war man schon vor 23 Jahren gekommen - doch geändert hat sich seitdem nichts.

Doch im Vergleich zur Problematik an der Rader Hochbrücke im Zuge der Autobahn 7 bei Rendsburg fristet die Kanalbrücke bei Büchen ein eher stiefmütterliches Dasein. Die Meldungen über Sperrung und Staus an der A 7 dominieren den Verkehrsfunk. Und schon regt sich die Politik im Land, die einen Ersatzneubau für die Brücke über den Nord-Ostsee-Kanal fordert.

Davon träumt man auch in Büchen und Umgebung. Doch so marode die Landesstraße 205 ist, so marode ist auch die Brücke über den vor 113 Jahren eingeweihten Kanal. Beides ist von einem massiven Sanierungsstau geprägt. Während es für den Asphaltbelag der Landesstraße immerhin Hoffnung auf ein Sanierungsprogramm des Landes gibt, ist das für die Brücke nicht absehbar. Das nötige Geld steht schlichtweg nicht zur Verfügung - und das Vorhaben hat keine Priorität, wie es von Seiten des LBV heißt. Sommerburg: "Der Verkehr auf der Strecke ist überschaubar, sodass es keine zwingende Notwendigkeit aus verkehrlicher Sicht gibt, etwas zu ändern".

So wird die Apelanlage bald ihr 25-jähriges Jubiläum feiern. Die Ampel dient dazu, den Verkehr auf der auf eine Spur verengten Brücke zu regeln. Die Südseite der Fahrbahn ist durch eine Leitplanke abgesperrt, nur auf der Nordseite können die Autos wechselweise fahren. Eine maximale Belastung von 40 Tonnen sei für den normalen Verkehr zulässig, so Sommerburg. Der Leiter des LBV geht auch nicht davon aus, dass das Verkehrsaufkommen spürbar steigen wird, wenn bei Gudow eine neue Anschlussstelle an der A 24 entsteht. Chancen für einen Brückenneubau in Zusammenhang mit der Autobahnabfahrt sieht er deshalb bisher nicht. So müssen sich vor allem Pendler morgens und abends vor der auf rot geschalteten Ampel gedulden.

In Büchen ist man bereits deprimiert, was die Entwicklung angeht. "Nach 23 Jahren ist teilweise auch schon ein Stück Resignation dabei. Und man fragt sich, warum keiner etwas tut", erklärt Büchens Bürgermeister Uwe Möller. Er wünscht sich als Zeichen des Landes zumindest eine fertige Planung - um loslegen zu können, sollte überraschend Geld verfügbar sein.

In Schleswig-Holstein stehen in diesem Jahr 26 Millionen Euro für die Sanierung von Landesstraßen zur Verfügung - die Büchener Brücke genießt dabei keine Priorität.

Dass die Brücke unter Verantwortung des LBV steht, ist historisch bedingt. Denn die Kanalbrücke in Lauenburg etwa wird unter Federführung des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) erneuert. "Wir sind für die Verkehrswege zuständig, die beim Bau des Kanals unterbrochen wurden. Verkehrswege, die erst später dazu kamen, fallen in die Zuständigkeit anderer Baulastträger", erklärt WSA-Leiterin Bettina Kalytta.