Lauenburg (er). “Ich habe Bilder von Lauenburg während des schlimmen Hochwassers im amerikanischen Fernsehen gesehen“, erzählt Jack in perfektem Deutsch.
Nur sein Akzent verrät, dass der 18-Jährige eigentlich in der Vereinigten Staaten zu Hause ist.
Die anderen Jugendlichen, die gestern Vormittag unsere Redaktion besuchten, leben in Rumänien, Italien, Polen, Serbien, Moldawien und Bulgarien. Über die Organisation "Youth for understanding" (YFU) bleiben sie für ein Jahr bei Gasteltern in Deutschland, gehen hier zur Schule und wollen vor allem eines: ihre Deutschkenntnisse verbessern.
Doch nicht nur Jack, auch die anderen Jugendlichen sprechen die für sie fremde Sprache bereits seit Kindertagen gut. Sicherheitshalber haben sie sich aber doch aufgeschrieben, was sie von Redakteurin Elke Richel über Zeitungsarbeit wissen wollen: "Welche Aufbildung brauchen Journalisten in Deutschland?" "Wer bestimmt, was in der Zeitung steht?", "Wie steht es um die gedruckte Zeitung in Zeiten des Internets?", "Verdient ihr Verlag mehr an der Werbung oder am Verkauf der Zeitungen?" - erstaunlich fachkundige Fragen, für Jugendliche, die erst seit Montag in Deutschland sind.
Betreut werden sie in ihrer Lauenburger Vorbereitungswoche von Heinz Thierbach. Der 67-Jährige ist ehrenamtlicher Betreuer bei YFU, seit seine beiden Kinder selbst Auslandsaufenthalte über die Organisation erlebten. Für seine Schützlinge denkt er sich immer mal wieder ein paar knifflige Aufgaben aus: Gestern drückte er ihnen einen Apfel und ein Ei in die Hand. "Seht mal zu, was ihr dafür eintauschen könnt", gab er ihnen mit auf den Weg. Margarita hat für ihr Ei auf dem Wochenmarkt einen kleinen Blumentopf bekommen. Jack sah die Sache pragmatisch: Wozu eintauschen, wenn der Apfel selbst so lecker ist?
*Der gemeinnützige Verein "Youth for understanding" ist Träger der freien Jugendhilfe. Er hat zum Ziel, über politische und kulturelle Grenzen hinweg das Verständnis Jugendlicher untereinander zu fördern. Bundesweit engagieren sich über 1500 ehrenamtliche Mitglieder bei YFU.