Galerie-Gespräch: Bundesvorsitzende von Bündnis 90/DieGrünen in Büchen

"Ich fühle mich hier wie zu Hause, denn ich bin keine Großstadtmieze", gestand Claudia Roth, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen zu Beginn des Gespräches mit Künstlern und Kulturschaffenden des Kreises im Café der Galerie Ludwig Vöpel an der Pötrauer Straße in Büchen. Neben ihr saß der Bundestagsabgeordnete und schleswig-holsteinische Spitzenkandidat der Grünen, Konstantin von Notz, und vor ihr stand ein Teller mit Krabbensalat-Schnittchen und Kuchen. Mehr als 50 Gäste waren in die Galerie gekommen, um mit Roth und von Notz zu reden.

Bei dem Thema "Kunst und Kultur im ländlichen Raum" diente der schmackhafte Imbiss für einen Vergleich: "Kultur und Kunst sind kein Luxus, sondern ein Grundnahrungsmittel. Krabbensalat ist dagegen Luxus", sagte Roth in dem Gespräch, das in lockerer Atmosphäre geführt wurde, aber tiefgründig und ernst war. "Auf dem Land ist viel Kreativität und viel Bedarf an Kreativität", sagte Roth.

Frank Düwel, Intendant des "Kultursommers am Kanal" belegte dies eindrucksvoll. "Als wir damit anfingen, gab es keine jungen Programme. Jugendliche machten nicht mit", berichtete er. Dieses Mal hat er mit Jugendlichen das Programm "Beat n Dance n Weill" auf die Beine gestellt. Jugendliche, die anfangs gar nicht wussten, wer Bert Brecht und Kurt Weill sind, hätten ihn später als gestandenen Künstler überrascht. Da stand ein junger Mann ohne Schulabschluss auf der Bühne und rezitierte Brecht: "Ja, mach' nur einen Plan, sei nur ein großes Licht und mach dann noch 'nen zweiten Plan, geh'n tun sie beide nicht".

"Ich war tief bewegt und habe das erste Mal Brecht wirklich verstanden, obwohl ich ihn schon oft gespielt habe", gestand Düwel.

Susanne Raben-Johns vom Amt Lauenburgische Seen berichtete über das Projekt "Dörfer zeigen Kunst". "Viele Künstler präsentieren ihre Werke gleichberechtigt nebeneinander", sagte sie. Ludwig Vöpel betonte das Gewicht der Kunst in unserer Zeit, wo der "Kasten aus dem Ruder läuft". In Büchen, das die Wiedervereinigung auf besondere Weise erlebte, müsse diesem friedlich abgelaufenen Ereignis ein besonderes Denkmal gesetzt werden, sagte er. Es reiche nicht, Künstlern für ihre Ideen auf die Schulter zu klopfen, sie bräuchten Aufträge.

Zuhörer kritisierten, dass es bei Unterrichtsausfall oft zuerst die Fächer Musik und Kunst treffe. Auch ein Mangel an grenzüberschreitender Zusammenarbeit auf kulturellem Gebiet wurde beklagt. "Es ist leichter, mit Frankreich zu kooperieren als mit dem Nachbarbundesland."