Tender Elbe: Manfred Bettin war Anfang der 60er-Jahre Marinesoldat auf Lauenburgs Patenschiff

Wenn Großväter von früher erzählen, ist das eine spannende Angelegenheit. Die elfjährige Julia hat es in dieser Hinsicht besonders gut: Ihr Opa kann Abenteuerliches aus seiner Zeit als Seefahrer berichten. Manfred Bettin war jahrzehntelang auf den Weltmeeren unterwegs - erst als Marinesoldat und später auch auf großen Kreuzfahrtriesen. Jetzt wird sogar ein Buch über seine Seeabenteuer erscheinen.

Dies alles wäre in Lauenburg womöglich niemals bekannt geworden, hätte es nicht eines Tages einen Anruf in unserer Redaktion gegeben mit der Bitte, aus einem bestimmten Artikel einer Ausgabe der "Lauenburgischen Landeszeitung" von 1963 zitieren zu dürfen. Wie sich herausstellte, gehörte Manfred Bettin in dieser Zeit zur Besatzung von Lauenburgs Patenschiff "Tender Elbe". Er hat die vielen Begegnungen mit den Bewohnern der Schifferstadt in jener Zeit nicht vergessen. "Das ging manchmal hoch her. Es gab Fußballturniere und vor allem ausgelassene Tanzabende. Immerhin waren wir damals erst Anfang 20", meint er vielsagend.

Diese Eindrücke sind so lebendig, weil Manfred Bettin von Kindheit an bis heute Tagebuch schreibt und Erinnerungsstücke sammelt. Deshalb hat er auch einen Artikel unserer Zeitung aus jener Zeit aufbewahrt. Ein früherer Kollege schrieb über einen der Abende im Hotel Stappenbeck: "Das steht seit gestern Abend fest, im Twisten sind die Blauen Jungs nicht zu übertreffen. Lauenburgs Töchter jubelten begeistert, als sie das merkten. Und selten haben die gesetzteren Jahrgänge solche wilden Körperverrenkungen gesehen."

Schiffspatenschaften haben eigentlich einen ernsten Hintergrund - und auch das erzählt Manfred Bettin in seinem Buch: "Patenstädte haben die Aufgabe, falls das Schiff zu Schaden kommt, die Besatzung gegebenenfalls zu betreuen." Zwar sei die Wahrscheinlichkeit in Friedenszeiten eher gering, für die jungen Männer, die weit weg von ihren Familien den Wehrdienst absolvierten, habe es dennoch einen Vorteil gegeben: die Pateneltern. "Ich hatte es besonders gut getroffen. In Elisabeth und Erwin Horstmann aus Lauenburg hatte ich liebevolle Zweiteltern gefunden. Der Kontakt blieb noch viele Jahre nach meinem Dienst auf dem Tender bestehen", erinnert sich Manfred Bettin. Anfang Juni 1963 notierte er in sein Tagebuch: "Erste Bande waren beim Besuch der Lauenburger Pateneltern an Bord der 'Elbe" geknüpft worden. Nun folgte der Gegenbesuch der Tenderbesatzung in Lauenburg. Wer dienstfrei war, konnte teilnehmen. Ich hatte die Familie Horstmann kennengelernt und wurde von Tischlermeister Erwin und seiner Frau als Patenkind adoptiert."

Auch unsere Zeitung war beim Empfang der Tenderbesatzung in Lauenburg dabei: "Jeder nahm seinen Matrosen für den ersten Abend mit nach Hause. Selbst der kleine Bordhund, ein drolliger Spitz, war mit in die Patenstadt gekommen. Ein Matrosenkragen zeigte, dass er mit zur Besatzung gehörte."

Auch diese Geschichte wird ein Platz in dem Buch "Seeabenteuer - vom eisigen Polarkreis bis zur heißen Karibik" finden. Und wenn Enkelin Julia später darin blättert, liest sie auch von den "wilden Zeiten", die ihr Opa in Lauenburg erlebt hat.