Künstlerhaus: Erst nach Wochen zeigt sich, was die Flut wirklich angerichtet hat

"Da sind war ja noch mal mit einem blauen Auge davongekommen", waren die ersten Gedanken von Volker Hillmann, als er nach der Evakuierung das Künstlerhaus in der Elbstraße zum ersten Mal wieder betrat. Das Wasser stand knapp 20 Zentimeter hoch in der Räumen, die etwas erhöhte Galerie hatte auf den ersten Blick gar nichts abbekommen. Wasser auspumpen, Räume austrocknen lassen und weiter geht's - daran, dass der Veranstaltungsplan für das laufende Jahr nicht mal mehr das Papier wert ist, auf dem er geschrieben wurde, dachte der Kulturmanager in diesem Moment noch nicht.

Erst Tage später, als das Wasser längst abgelaufen war, kam der Schock: "Wir konnten zusehen, wie die Feuchtigkeit Zentimeter für Zentimeter die Wände hoch kroch und ahnten langsam das Ausmaß des Schadens", sagt Hillmann. Selbst in der auf den ersten Blick verschont gebliebenen Galerie wabert jetzt der nasse Holzboden unter den Füßen. Auch der muss noch raus.

Inzwischen hat eine Gruppe junger Männer im Rahmen einer Berufsqualifizierungsmaßnahme fast drei Wochen lang Putz von den Wänden geschlagen, Fußböden freigelegt und durchweichte Sanitärabtrennungen aufeinander gestapelt. Dort, wo früher der Besprechungsraum war, steht jetzt eine ausgebaute Klo-Schüssel, eingerahmt von Resten der Theke aus der Künstler-Bar. "Weil wir ein gemeinnütziger Verein sind, dürfen wir diese Hilfe in Anspruch nehmen", sagt Hillmann und lobt das Engagement der Ein-Euro-Jobber.

Was sich in diesem Fall als Vorteil erwies, ist bei der Finanzierung der Schadensbeseitigung ein Problem, das Hillmann nachts kaum schlafen lässt: Nach ersten Schätzungen schlägt die Sanierung des Gebäudes mit etwa 100 000 Euro zu Buche. Nach ersten Signalen aus Kiel rechnet der Förderverein mit etwa 80 000 Euro aus dem Fluthilfe-Programm. Und der Rest? Hillmann zuckt mit den Schultern: "Wie wir jemals 20 000 Euro aufbringen sollen, wissen wir nicht." Denn nicht nur die Betriebskosten für das Künstlerhaus laufen weiter, auch der Kredit für den Kauf des Hauses will weiter bedient werden.

Vor vier Jahren rettete eine mutige Entscheidung des Fördervereins das international bekannte Lauenburger Künstlerhaus vor dem Aus. Aufgrund der klammen Haushaltskasse wollte sich die Stadt von dem Gebäude trennen. Kaum anzunehmen, dass sich ein Investor für den wirtschaftlich wenig lukrativen Weiterbetrieb des Künstlerhauses entschieden hätte. Deshalb nahmen einige Mitglieder des Fördervereins die Dinge selbst in die Hand: Sie unterzeichneten den Kaufvertrag über 150 00 Euro und die persönlichen Bank-Bürgschaften gleich mit dazu.

Sich damals am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen zu haben, mache Mut, nach vorn zu blicken, sagt Hillmann und setzt auf Improvisation: Je nach Baufortschritt wird der Veranstaltungsplan laufend neu gestrickt. Die internationalen Stipendiaten haben ihre Zimmer im Obergeschoss wieder bezogen. Ihre aktuellen Arbeiten entstehen ganz unter dem Eindruck der Elbeflut, die auch bei ihnen bleibende Spuren hinterlassen hat.

Auf die Veränderungen im Veranstaltungsplan des Künstlerhauses werden wir in unserer Zeitung regelmäßig hinweisen.