Saisonstart: Historischer Raddampfer bewältigt Fahrten nach Bleckede und Geesthacht ohne Probleme

Und er schwimmt doch: Lauenburgs Wahrzeichen, der historische Raddampfer "Kaiser Wilhelm", hat am Wochenende die ersten beiden Fahrten dieser Saison absolviert. Erstmals seit langer Zeit fuhr das 113 Jahre alte Schiff auch wieder elbabwärts und legte in Geesthacht an. Insgesamt wurden mehr als 300 Passagiere gezählt.

Es ist 11.48 Uhr, als Markus Reich am Steuer "des Kaisers" das Kommando "Maschine langsam voraus" durch das Sprachrohr in den Maschinenraum gibt. Unter Deck hat das lodernde Feuer in den beiden Feuerlöchern dem Wasser im Kessel längst ausreichend eingeheizt. Der so erzeugte Dampf wird auf die Schaufelräder geleitet, langsam setzt sich das gut 57 Meter lange Schiff in Gang, Augenblicke später fällt der Blick auf Lauenburgs sehenswerte Altstadt.

Reich steuert das Schiff elbaufwärts, obwohl das Ziel eigentlich Geesthacht lautet und in der anderen Richtung liegt. Doch der Fahrplan war so kurzfristig gestrickt worden, dass das für 12.30 Uhr geplante Anlegemanöver verschoben werden musste. Geesthachts Salonschiff "Aurora" lag noch bis 14 Uhr am Menzer-Werft-Platz, sodass der Raddampfer dort vorher nicht festmachen konnte. Reich steuert das Schiff also zunächst bis kurz vor Boizenburg, leitet dann ein Wendemanöver ein und schippert elbabwärts.

An Bord genießen die Passagiere bei strahlendem Sonnenschein den Ausblick und die alte Technik, die einwandfrei zu funktionieren scheint. Unerwartete Schäden und ein Streit zwischen Crew und Vereinsführung über die Fahrtauglichkeit des Raddampfers hatten den Saisonstart in diesem Jahr verzögert. "Schade, dass es soweit gekommen ist, es wurde viel Porzellan zerschlagen", so Reich. Der Schiffsführer ist auch neuer Vorsitzender des "Vereins zur Förderung des Lauenburger Elbschifffahrtsmuseums". Seit er auf der Brücke steht - auch in Sachen Vereinsführung - kehrt langsam wieder Ruhe ein. Reich: "Ich hoffe, dass wir bald wieder die alte Mannschaft zurückgewinnen und dann für die Zukunft ein Team aus erfahrenen und neuen Leuten aufstellen können."

"Die Maschine läuft tiptop", erklärt Martin Bülow. Der 38 Jahre alte Maschinenschlosser bedient unter Deck die Dampfmaschine . Nebenan schaufelt der 50 Jahre alte Lehrer Ralf Hauptvogel pro Stunde drei Zentner Kohle in die Feuerlöcher. "Es macht großen Spaß", sagt der Dresdener. In seiner Heimatstadt war der "Kaiser Wilhelm" einst gebaut worden. "Er ist der letzte erhaltene Raddampfer der Werft, das zeugt doch von der Qualität, die man in Dresden abgeliefert hat", findet Hauptvogel.

Der Raddampfer hat viele Fans, die seit Jahren mitfahren. Wie Bettina Werner aus Winsen an der Luhe und Peter Mottinger aus Hamburg. "Wir fahren schon seit zehn Jahren immer mal wieder mit, und es ist einfach immer wieder schön", schwärmt die Winsenerin. Sorgen wegen des von Crewmitgliedern angeprangerten zu unsicheren Zustands des Schiffes mache sie sich nicht. Auch Ferdinand Soethe und sein Sohn Jonathan vertrauen auf die Technik. "Ich würde mir wünschen, dass die Beteiligten sich zusammensetzen und die Probleme lösen, sagt Soethe. "Es gilt, dieses Wahrzeichen für Lauenburg zu bewahren", meint er.

Um vor der in der Winterpause anstehenden Reparatur noch einige Einnahmen aus dem Ticketverkauf zu erzielen, soll der "Kaiser Wilhelm" auch am 17., 18. und 30. August sowie am 1., 21. und 22. September wieder dampfen. "Danach, so hoffen wir, werden wir eine grundlegende Sanierung des Schiffes anpacken, um dann 2014 wieder früher als diesmal in die Saison starten", kündigt Reich an. 400 000 Euro aus dem Bundeshaushalt stehen für die Modernisierung zur Verfügung.