Harte Arbeit: Seit 14 Jahren kontrolliert Eckhard Panz seine Reusen - Sein Fang: Aale, Krabben und Zander

Leise tuckert der 20-PS-Außenbordmotor im Leerlauf, die Strömung drückt das neun Meter lange Aluminiumboot elbabwärts, mit einem Wurfanker sucht Eckhard Panz im flachen Uferbereich an der Hafenspitze nach seiner Reuse. "Die Aalreusen sind nicht mit Bojen markiert", erklärt der Berufsfischer aus Hohnstorf, "deswegen muss man genau wissen, wo sie liegen."

Sehr schnell stößt Panz beim Einholen des Ankerseils auf Widerstand. Insgesamt zwölf Reusen liegen hier auf Grund. Fixiert durch einen Anker und ein Gewicht, was dafür sorgt, dass der Eingang offen bleibt. Routiniert leert der 47-Jährige Reuse für Reuse in einen Plastikbottich. Sein Fang: Aale und Wollhandkrabben. Zander, Hecht oder Karpfen wären Panz lieber, aber "Aal ist auch nicht schlecht". Die aus China eingewanderten Krabben sind gefragt bei Asia-Restaurants. Und bei einheimischen Anglern, zumindest die "weichen Krabben", also Exemplare, die gerade ihren Panzer abwerfen. Aalangler verwenden die Einwanderer gerne als Köder. "Ich verkaufe das Kilo für zehn Euro", so Panz. Im Anglergeschäft zahlt man dafür bis zu 60 Euro.

"Ja, ich bin immer noch gerne auf dem Wasser", sagt Panz. Vor allem an Tagen wie diesem: Die Sonne verdrängt den Frühnebel, am Ufer fliegt ein Reiher auf, Möwen umkreisen das Boot. Aber die Elbfischerei ist auch harte Arbeit, wenn es sein muss sogar bei Schneetreiben. Jeden Tag, bis auf Sonnabend, fährt Panz morgens um 8 Uhr raus auf die Elbe. Für das malerische Bild der gegenüberliegenden Altstadt von Lauenburg hat er kaum noch einen Blick übrig. An die 300 Aal- und 20 Fischreusen hat er ausgesetzt. Das ist nicht einmal die Hälfte seines Bestands von insgesamt 700 Reusen. Schuld daran ist unter anderem das Elbhochwasser im Juni. "Während der Flut musste ich die Reusen extra sichern, beziehungsweise versetzen", so Panz. Einen Teil hat er herausgenommen.

Doch der Fischfang ist nur die eine Hälfte der Arbeit. Nach seiner Rückkehr sortiert der Berufsfischer seinen Fang. Ein Teil wird geräuchert, der andere Teil mit noch lebendigen Fischen geht in Aufbewahrungsbecken hinter dem Haus. Erst Samstagmorgen werden diese Fische dann getötet - für den Wochenmarkt in Uelzen. Hier hat die Familie Panz seit 60 Jahren einen Verkaufsstand. Das Elbfischen ist nämlich Familientradition. Eckhard Panz hat die Fischerei vor 14 Jahren von seinem Vater Erich Panz (79) übernommen, dieser wiederum von seinem Vater Walter. Die Reihe lässt sich bis ins 17. Jahrhundert bis zu einem gewissen Hans Pansen zurückverfolgen.

Doch das Leben von und mit dem Fluss ist ein Geben und Nehmen. "Seit elf Jahren werden in der Elbe 130 000 Jung-Aale, sogenannte Glasaale, ausgesetzt", sagt Panz. Als Berufsfischer zahlt er genauso wie Angelvereine seinen Beitrag für die Arterhaltungsmaßnahme. Der Elbe mit seinen Sandstränden, Buhnen und Schilfgürtel verdankt der Hohnstorfer auch sein Nebeneinkommen: Touristen und Radwanderer mieten sich in seinem Ferienhaus ein, um die Elbe zu genießen und die Lauenburger Altstadt zu erkunden.

Doch manchmal nimmt sich die Elbe auch ihren Teil. Zuletzt in der Nacht vom 7. auf den 8. Juni. Die Jahrhundertflut 2013 mit einem Höchstpegelstand von 9,64 Meter bahnte sich ihren Weg. Auch 3500 Sandsäcke sowie der Einsatz von 20 Feuerwehrmännern und zahlreichen freiwilligen Helfern konnten nicht verhindern, dass das 9,30 Meter hoch gelegene Elternhaus von Eckhard Panz voll Wasser lief. "20 bis 30 Zentimeter stand die braune Brühe im Erdgeschoss", erinnert sich Panz. Knapp vier Wochen nach der Katastrophe laufen hier noch vier Bautrockner auf Hochtouren. Der Estrichfußboden musste rausgerissen werden, die Elektrik abgeklemmt. Die Kosten? Panz zuckt mit den Schultern. "Eine Versicherung hatten wir nicht." Das Haus steht vor dem Deich, da "übernimmt dich keiner". Nun hofft die Familie auf die gesammelten Spendengelder.

Doch das Leben muss weitergehen. Die ebenfalls überflutete Räucherkammer ist wieder in Betrieb und Panz fährt weiter raus auf die Elbe, um seine Reusen zu kontrollieren. In den Sommerferien begleitet ihn sein Sohn Lennart (10). Ob dieser allerdings den Familienbetrieb übernehmen wird, ist fraglich. Schließlich gab es 1940 noch gut 40 Fischer in Hohnstorf, heute ist Eckhard Panz der letzte Elbfischer zwischen Gorleben und Hoopte. Über das Ende des Traditionsgewerbes macht sich Panz noch keine Sorgen: "Lennart hat ja noch ein paar Jahre sich zu entscheiden."