Solidarität: Das Ausgabelager für die Sachspenden aus ganz Deutschland ist überfüllt

Die gerade überstandene Flutkatastrophe hat es gezeigt: Die Solidarität der Menschen in Deutschland ist enorm. Manchmal sogar so groß, dass die gut gemeinte Hilfe im wahrsten Sinne des Wortes über den Kopf zu wachsen droht.

"Die vergessenen Flutopfer: Unnaer helfen Lauenburgern", titelte die dortige Lokalpresse am 25.Juni und berichtete über einen Facebook-Aufruf von Volker Ewers. Der junge Feuerwehrmann aus Nordrhein-Westfalen hatte die schlimmen Bilder der überfluteten Lauenburger Altstadt im Fernsehen gesehen und über das soziale Netzwerk einen Spendenaufruf gestartet. Sein Motiv: Nach einem Anruf bei der Lauenburger Koordinierungsstelle für Sachspenden war er sich sicher: Die Bewohner der überfluteten Häuser könnten so gut wie alles gebrauchen.

Sein Aufruf hatte Erfolg. Innerhalb von drei Wochen sammelten Ewert und seine Freunde Möbel und anderen Hausrat zusammen. Sogar einen Lkw organisierten die Helfer, um die Spenden nach Lauenburg zu fahren. Bei einem weiteren Anruf in der Koordinierungsstelle dann der Schock: Hier würde inzwischen nichts mehr gebraucht. Volker Ewert entschloss sich trotzdem zur Fahrt Richtung Norden, klingelte in der Bahnhofstraße an der erstbesten Haustür und hatte Glück: Die Mieterin erlaubte, die sperrigen Möbel in ihrem Vorgarten abzuladen. Sogar um die Verteilung wollte sie sich später kümmern. Noch aber liegt ein Großteil der in Unna gesammelten Möbel auf ihrem Grundstück.

"Diese unglücklich gelaufene Aktion ist leider kein Einzelfall", weiß Bodo Krüger von der Awo, der die Verwaltung und Verteilung der Sachspenden in Lauenburg koordiniert. Auf gut 1000 Quadratmetern lagern inzwischen Möbel, Hausrat, Matratzen, Reinigungsmittel und andere Gegenstände aus dem gesamten Bundesgebiet, die den von Hochwasser betroffenen Menschen helfen sollen. Teilweise hätten sogar Spenden abgelehnt werden müssen. Der Grund: Zu wenig Platz.

Viele der in Lauenburg eingetroffenen Hilfsgüter sind neu oder in gutem Zustand, aber eben nicht alle. Manchmal müssen Bodo Krüger und seine Helfer Möbel entsorgen, die eigentlich schon lange auf den Sperrmüll gehören. Im Falle der Spende aus Unna war das allerdings anders. "Es gab offensichtlich ein Kommunikationsproblem. Wir hätten die Gegenstände gern trocken und sicher eingelagert. Doch dazu ist es nun zu spät", bedauert er.

Dass gut erhaltene Sachspenden auch jetzt noch eine große Hilfe sind, bestätigt Traute Dudda. Sie hatte zwar das Erdgeschoss ihres Hauses rechtzeitig geräumt, aber nicht damit gerechnet, dass die Flutkatastrophe auch die Möbel aus dem ersten Stockwerk unbrauchbar macht. "Die Feuchtigkeit ist über die Wände nach oben gekrochen. Außerdem hat sich über die Toilette Abwasser in allen Räumen verteilt. Die Möbel mussten wir komplett entsorgen", schildert sie die dramatische Situation, nachdem ihre Familie das Haus nach der Evakuierung wieder betreten durfte. Für Familie Dudda sind die Sachspenden der erste Schritt zurück in ein normales Leben.

Vom Hochwasser betroffene Altstadtbewohner können noch bis zum 24. August, täglich zwischen 12 und 18 Uhr, in der Ausgabestelle im Fürstengarten 11 Hilfsgüter erhalten.