Spendenbeirat: Keine Verteilung des Geldes nach dem “Gießkannen-Prinzip“

Frohe Kunde für die vom Hochwasser der Elbe geschädigten Lauenburger: In der kommenden Woche kommt erstmals der Spendenbeirat zur Sitzung zusammen, der sich um die Verteilung des auf dem Spendenkonto der Stadt angesammelten Geldes kümmert. Insgesamt sind bisher 200 000 Euro an Spenden auf dem Konto für die Bürger eingegangen. Dem Spendenbeirat werden neben Vertretern der Stadtverwaltung auch ein Pastor, Politiker und betroffene Anwohner der Altstadt angehören.

"Wir wollen das Geld jetzt so schnell wie möglich unter die Bürger bringen, werden dabei aber nicht mit der Gießkanne vorgehen, sondern Kriterien ansetzen, die wir uns noch erarbeiten wollen", erklärt Bürgermeister Andreas Thiede. Berücksichtigt werden soll dabei neben der Höhe der entstandenen Schäden vor allem die finanzielle Situation der Betroffenen, aber auch, ob es sich bei ihrem Haus um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt. Es zeichnet sich aber, so ist aus der Altstadt zu hören, bereits ab, dass Anwohner versuchen, anstehende Renovierungen auch ohne Wassereinfluss als Flutschaden geltend zu machen. Teilweise wurde bereits raumhoch Putz von den Wänden geschlagen, obwohl das gar nicht nötig war, berichten Anwohner von Geschehnissen in ihrer Nachbarschaft. "Flut-Profiteure" soll es bei der Spendenverteilung möglichst nicht geben.

Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat unterdessen aus dem Fluthilfefonds "Deutschland hilft", bei dem bundesweit die Spenden eingegangen waren, 50 000 Euro nach Lauenburg geholt und das Projekt "Awo Lauenburg hilft direkt" initiiert. "Wir wollen die 50 000 Euro nutzen, um bei Firmen, die etwa Farben oder Fußbodenbeläge herstellen, einen ersten Impuls auszulösen, um weitere Spenden zu akquirieren. Unsere Idee ist, dass wir bei einem Farbhersteller einkaufen, er uns im Gegenzug aber auch noch Material spendiert", erklärt Uwe Frensel, der Awo-Vorsitzende in Lauenburg. Farben, Pinsel, Bauholz, Leichtbauplatten - der Bedarf an Baumaterial in der Altstadt ist enorm.

Die Awo in Lauenburg war mit ihrem "Sozialkaufhaus" während der Flut von Anfang an die zentrale Anlauf- und Verteilstelle für alle Sachspenden. "Aus dieser Erfahrung, etwa bei den benötigten Putzmitteln, wissen wir, dass die Hersteller gerne zu Direktspenden bereit sind", sagt Frensel, der ebenfalls dem Spendenbeirat der Stadt angehört.

Der Ortsverein der Awo wurde bei seinen Bemühungen um Geld von "Deutschland hilft" auch durch die Verbände auf Kreis-, Landes- und Bundesebene sowie den internationalen Part der Organisation unterstützt. "Wir haben unser Projekt ins Leben gerufen, weil wir nicht nur einen Scheck abliefern wollten, sondern etwas Handfestes vorhaben", berichtet Michael Selck, Landesgeschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt. Über die bereits während der Flut und in den Wochen danach zu den Betroffenen geknüpften Kontakte gehen die Initiatoren davon aus, den Geschädigten gut helfen zu können.