Hochwasser: Gastronomen hoffen auf schnelle Hilfe und setzten auf Improvisation

Jetzt ist das Wasser zwar weg, aber die Wände des Gastraumes im 350 Jahre alten Fachwerkhaus haben sich voll gesaugt wie ein Schwamm. "Das muss alles runter, sonst fault es uns weg", sagt Wirt Sönke Ellerbrock und streift ein großes Stück des aufgeweichten Lehmputzes einfach so ab. Raus muss auch der aufgequollene Holzfußboden, der unter jedem Schritt schmatzend nachgibt. Dem schwergewichtigen Wirt, den sonst so schnell nichts umwirft, steht das Wasser in den Augen. Doch für Sentimentalität bleibt keine Zeit. Seit Stunden versucht er vergeblich eine Berliner Reisegruppe zu erreichen, die übers Wochenende alle Zimmer reserviert hat. Zwar ist der Hotelbereich in der oberen Etage vom Wasser verschont geblieben, doch für ein ordentliches Frühstück ist nirgendwo Platz. Noch ist sogar unklar, wann der Strom wieder angestellt wird. Sönke Ellerbrock und seine Frau Sylvia wollen trotzdem nicht aufgeben. Sie hoffen jetzt auf unbürokratische Soforthilfe vom Land. Wann das "Alte Schifferhaus" wieder öffnen kann, steht in den Sternen. Aufgeben? "Das kommt nicht in Frage. Wir fangen wieder von vorn an", steht für das Gastronomenpaar fest. Um den Umsatzausfall wenigstens etwas aufzufangen, wollen sie am Wochenende Gäste im Zelt bewirten. Improvisation sei eben alles in diesen Zeiten.

Gastronom Franck Hoffmann vom Restaurant "Le Rufer" dagegen will erst öffnen, wenn alles wieder tiptop ist. Er und seine Frau Lisa Bethge sind allerdings noch mit einem blauen Auge davon gekommen. Zwar stand das Wasser im Gastraum auch hier 20 Zentimeter hoch, die leichten Möbel konnten allerdings rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Ansonsten ist das professionelle Trocknungsgerät bereits geordert und genügend Helfer für die Renovierung haben sich auch schon gemeldet. Sein ehrgeiziges Ziel: Am 1. Juli soll "Le Rufer" wieder eröffnet werden. Allerdings: Noch ist der Keller unter Wasser und bevor das nicht abgepumpt werden kann, gibt's keinen Strom. "Es hängt alles vom Pegelstand ab", sagt der junge Wirt mit bangem Blick auf den noch immer bedrohlich vorbeirauschenden Fluss.

Auch Yildiz Frühauf von der Lauenburger Marina hofft auf einen schnellen Rückgang des Wasserstandes. Die Elbe ist allerdings erst bei einem Pegelstand von 8,20 Meter für die Freizeitkapitäne freigegeben. Seitdem Lauenburg bundesweit in den Blickpunkt der Medien gerückt ist, kann sich die Hafenmeisterin kaum vor Anfragen retten. Während zwei freiwillige Helfer den modrigen Fußboden aus dem gerade noch überfluteten Gastraum reißen, stellt sie Tische und Stühle vor die Tür. Die Fläche, die das Wasser Zentimeter für Zentimeter wieder frei gibt, dekoriert sie mit Blumenarrangements. "Man muss doch irgendwo anfangen. Wir werden den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken.", sagt sie entschlossen.