Hochwasser: Die Altstadt wird leer gepumpt - Behörden warnen vor belastetem Schlamm

Ihnen stehen bange Momente bevor, denn das Wasser der Elbe stand stellenweise bis zu 70 Zentimeter hoch in der Straße und damit auch in vielen Erdgeschossen der Häuser.

Gestern Nachmittag brachten die Helfer fünf Hochleistungspumpen in Stellung, um die Elbstraße über die Kanalisation leer zu pumpen. Bereits am Vormittag hatten Bausachverständige damit begonnen, den Zustand der Häuser zu begutachten. Bürgermeister Andreas Thiede rechnet damit, dass bis zum heutigen Nachmittag alle von der Flut betroffenen Häuser betreten werden können.

Große Sorgen bereitet unterdessen die Infektionsgefahr. Wasser und Schlamm sind durch Abwässer mit Krankheitserregern belastet. Die Einsatzkräfte wurden bereits in den Vortagen geimpft, für die Bürger gelten besondere Vorsichtmaßnahmen, auf die die Stadt unter anderem im Internet hinweist. Zudem sollen an den Zugängen zur Altstadt Stationen zur Reinigung von Schuhen und Händen aufgebaut werden, um ein Verschleppen zu verhindern.

Während in Lauenburg das Aufräumen begonnen hat, führte das Hochwasser in Geesthacht zu einer Vollsperrung der Elbuferstraße zwischen Geesthacht und Krümmel. Dort war das Wasser durch den Boden gesickert und hatte eine Senke jenseits der Elbuferstraße und des Bahngleises geflutet. Nachdem bereits am Donnerstagmorgen eine mächtige Eiche den Halt verloren hatte und auf die Straße gestürzt war, stürzten weitere Bäume in der Nacht zu gestern. Tagsüber hatten Mitarbeiter des Bauhofs vorsorglich schon fünf instabile Bäume gefällt.

"Der Boden ist extrem aufgeweicht, da hält das Wurzelwerk die Bäume, die jetzt viel Laub tragen, einfach nicht mehr", sagt Dirk Pretzsch von den städtischen Betrieben. Die Straße wurde vorsorglich voll gesperrt. Nach der Begutachtung durch einen Sachverständigen müssen bis zu 13 etwa 100 Jahre alte Bäume im Bereich der Osterquelle gefällt werden. Die Arbeiten können bis Montag dauern.

Als erster Politiker der Landesregierung hat Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) jetzt öffentlich angekündigt, mehr für den Hochwasserschutz in Lauenburg tun zu wollen. "Die Bürger werden sich daran beteiligen müssen, denn es ist ihr Eigentum, das geschützt werden soll", sagte Meyer gestern bei einem Besuch im Lauenburger Industriegebiet. Er setzt dabei auch auf Erkenntnisse aus Hitzacker (Niedersachsen), wo erstmals eine mobile Flutschutzmauer vor der Altstadt zum Einsatz kam.

Trotz teils heftiger Regenfälle ist das Hochwasser auch im oberen Verlauf der Elbe weiter gesunken. So können in Dresden seit Freitagnachmittag wieder Autos über das Terrassenufer unmittelbar an der Elbe rollen. In Teilen Sachsen-Anhalts ist die Lage nach wie vor katastrophal. So stehen allein im Landkreis Stendal mehr als 20 000 Hektar Land unter Wasser, Tausende Menschen aus mehr als 20 Ortschaften mussten ihre Wohnungen verlassen und in Sicherheit gebracht werden. Weitere Evakuierungen werden vorbereitet.