Altstadt: Wirtschaftsminister Meyer war gestern in Lauenburg

Umweltminister Robert Habeck (Grüne), Innenminister Andreas Breitner (SPD) und Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) hatten sich bisher nicht so deutlich zu dem Thema geäußert - obwohl sie sich ebenfalls einen Eindruck der Situation verschafft hatten. "Wir müssen mehr für den Hochwasserschutz tun und die Bürger werden sich beteiligen müssen, denn es ist ihr Eigentum, das geschützt werden soll", sagte Meyer gestern bei seinem Besuch in Lauenburg. Er sei wegen der angespannten Situation "sehr nervös" gewesen, deshalb habe er sich selbst einen Eindruck im Industriegebiet an den Söllerwiesen verschaffen wollen. Dort besuchte er die Chemiefabrik "Worlée" und den Textilservice "Mewa".

"Die Landesregierung nimmt das Problem sehr ernst", erklärte der SPD-Landtagsabgeordnete Olaf Schulze, der Meyer begleitete. Das sei schon an der Vielzahl der in die Stadt gekommenen Kabinettsmitglieder zu erkennen. "Die Landesregierung hat uns auf dem Schirm", freute sich auch Lauenburgs Bürgermeister. Das, so Andreas Thiede, habe er in einem Fernsehbeitrag zur Unterzeichnung der Vereinbarung zum Flut-Fonds gesehen. Dabei habe Albig statt des üblichen Landeswappens an seinem Sakko symbolisch eine Lauenburger Anstecknadel getragen.

Bisher scheinen der Deich und der in den Hochwasserschutz integrierte Bahndamm zu halten. Außer Qualmwasser gibt es bisher für das Industriegebiet, in dem rund 1000 Menschen arbeiten, keine Auswirkungen. Im Vorwege hatten die einzelnen Firmen jedoch große Anstrengungen unternommen.

"Wenn ein Deich bricht, wird das Gelände hier wie eine Badewanne voll Wasser laufen", erklärte Reinhold von Eben-Worlée dem Wirtschaftsminister. "Wir haben deshalb vorgesorgt", berichtete der Unternehmer dem Minister. Von Eben-Worlée schätzt die Kosten für das Chemiewerk auf etwa 300 000 Euro. Und er gab dem Kieler Gast noch etwas mit auf den Weg. "Was wir jetzt nicht brauchen, ist eine Sondersteuer, das muss der Bund jetzt zahlen", sagte von Eben Worlée. Außerdem regte er an, dass die Forschung zur genaueren Wasserstandsvorhersage verbessert werden müsse. Extrem schwankende Prognosen hatten eine Einschätzung der Pegel-Entwicklung in der vergangenen Woche schwer gemacht.

"Jetzt geht es zunächst um die Bestandaufnahme, aber dann müssen wir klären, was gut und was weniger gut gelaufen ist und wie wir uns für die Zukunft rüsten", so Meyer. Er setzt dabei auch auf Erkenntnisse aus dem niedersächsischen Hitzacker, wo auf der anderen Elbseite erstmals eine mobile Flutschutzmauer zum Einsatz kam.

Nach einem Hinweis des Bürgermeisters hat Meyer auch die Wichtigkeit der Tourismus-Branche mit ihren von der Flut besonders betroffenen Hotels und Restaurants fest im Blick. Thiede: "Der Tourismus ist für Lauenburg ein wichtiges Standbein. Und wenn wir über den Hochwasserschutz für Lauenburg sprechen, dann müssen wir ihn für die ganze Stadt thematisieren. Deshalb ist der Wirtschaftsminister da unserer richtiger Ansprechpartner."