Medien: Facebook, Twitter und Co. sorgen für schnelle Unterstützung - führen aber auch gelegentlich zu Ärger mit Behörden

Innerhalb weniger Tage schlossen sich fast 7000 Facebook-Mitglieder der Seite an, boten schelle Hilfe beim Flutschutz an. Genau wie diese Plattform sind auch einige Einwohner Lauenburgs im Sozialen Netzwerk Facebook zum zentralen Ansprechpartner rund um die Flut in der Stadt geworden. Einer von ihnen ist Mario Scheuermann.

Der 64-Jährige hat bei Facebook bereits so viele Freundschaftsanfragen erhalten, dass er kaum noch hinterher kommt, diese zu bestätigen oder abzulehnen. Aber der engagierte Lauenburger kümmert sich gern, denn er ist der Meinung, dass Sozialen Netzwerken im Internet wie Twitter oder Facebook gerade in der aktuellen Katastrophenlage eine zentrale Rolle zukommt. "Ich habe das Glück, am Graben zu wohnen, also etwas höher gelegen, aber alle zwei Stunden gehe ich hinunter zur Elbstraße", erzählt Scheuermann. Dann werden aktuelle Fotos gemacht, auch mal mit dem Einsatzleiter, dem Bürgermeister oder Journalisten geredet. Alle Bilder und Informationen stellt der geübte Online-Journalist (www.weinreporter.de) sofort ins Netz. Über sein Facebook-Profil informiert er über den Wasserstand und beantwortet Anfragen von evakuierten Anwohnern. "Gestern hat mir einer geschrieben, der jetzt bei Freunden in Lüneburg untergekommen ist", erzählt Scheuermann. Er wollte wissen, wie es seinem Haus geht. Scheuermann hat schnell ein Foto gemacht und den aktuellen Pegelstand gepostet. Der Heimvorteil macht es möglich: "Wir können über die Sozialen Netzwerke viel schneller reagieren als die klassischen Medien", sagt er und hat ein Beispiel: "Am Montagabend stand auf Stern.de noch, die Pumpen seien abgebaut, als wir schon wieder vermelden konnten, dass sie gerade erneut installiert werden." Außerdem wisse man als Ortskundiger, welche Twieten gefährdet sind, kann an manche Stellen herankommen, weil man die Leute kennt.

Über das Netzwerk habe man die Chance, ein bisschen Druck herauszunehmen, weil Betroffene sich jederzeit informieren können.

Scheuermann war von Anfang an mit vielen anderen in der Nachbarschaftshilfe aktiv, hat Sandsäcke gefüllt und beim Dammbau geholfen. Hilfe über Facebook zu organisieren, könne allerdings auch chaotisch werden. "Die Stadt hat eine bestimmte Kapazität und die ist irgendwann ausgelastet. Denn Helfer müssen ja auch versorgt werden mit Essen, Getränken, Toiletten und Betten."

Welche ungeahnten Folgen das haben kann, bekamen die Administratoren von "Hochwasser Lauenburg" bereits zu spüren. "Uns und anderen Facebook-Seiten wurde von den Behörden mit Abmahnungen gedroht, wenn wir die Suche nach freiwilligen Helfern nicht sofort bei Facebook löschen würden. Mal werden keine Helfer mehr gebraucht, dann heißt es, es gibt Probleme mit der Versicherung oder der Verpflegung der Ehrenamtlichen", sagt eine der Seiten-Administratoren, die nach all dem Ärger der letzten Tage nicht namentlich genannt werden möchte. "Die Resonanz auf unsere Seite ist überwältigend. Und wir würden gern mehr tun, aber wir dürfen einfach nicht", sagt die Administratorin. Aus gleichem Grund hätten sich die anderen Netzwerker zuletzt auch mit Hilfeaufrufen zurückgehalten.

Berührt habe Scheuermann allerdings das Engagement dreier Jugendlicher, die sich über Facebook verabredet hätten, um zu helfen. "Sie schleppten tagsüber Sandsäcke und schliefen abends im Auto." Nach getaner Arbeit hätten alle Helfer oft noch zusammen gesessen. "Da haben wir auch darüber gesprochen, wie man sich eigentlich früher ohne Handy, Internet oder gar Social Media organisiert hat. Wahrscheinlich hat auf jeden Fall alles länger gedauert", so Scheuermann.