Krüzen (per). Welches Dorf das Schönste im Land ist, mag Bürgermeister Werner Schumacher nicht entscheiden. Dass Krüzen aber zumindest in die engere Wahl kommt, ist sogar amtlich belegt: Seit 1957 beteiligt sich die Gemeinde an dem Wettbewerb “Unser Dorf hat Zukunft“.

Und so ist die Tafel am Dorfgemeinschaftshaus mit der Aufschrift "Schönstes Dorf 2009" das Erste, was unsere Mitarbeiterin Elke Richel auf ihrem Dorfspaziergang mit neun Bewohnern des Ortes zu sehen bekommt.

Der nächste Eindruck: In Krüzen wohnen besonders tierliebe Menschen. Das Wappen ziert nicht die im Dorf selten gewordene Pflanze Pfaffenhütchen, sondern auch eine Eule. "Die gibt es hier noch in freier Wildbahn", versichert der Bürgermeister. Ganz sicher aber leben einige Exemplare der nachtaktiven Greifvögel im Tierpark Krüzen, direkt an der B 209 in friedlicher Nachbarschaft mit 600 anderen einheimischen und exotischen Tieren. Diese besondere Attraktion des Dorfes führt dazu, dass Krüzen sogar auf dem Ausflugsplan vieler Hamburger Familien steht. Nach wenigen Metern auf dem Spaziergang kommt der Gruppe die 13 jährige Talea auf ihrem Pferd "Janosch" entgegen und sogleich hat Werner Schumacher noch eine Zahl parat: Neben den genau 367 menschlichen Bewohnern, gehören rund 50 Pferde zur Dorfgemeinschaft.

"Gemeinschaft" ist das Stichwort, das die Spaziergänger sofort aufgreifen. Die würde nämlich in Krüzen besonders groß geschrieben. Früher traf man sich dazu meist im "Stechbarth" auf ein Bier, heute ist es mehr der Schnack über den Gartenzaun, der das Dorf zusammenschweißt. In der letzten Zeit, geht es dabei immer öfter auch um die Kläranlage, die dem Bürgermeister Sorgenfalten auf die Stirn treibt. "Unser Dorf ist in den letzten Jahren gewachsen, die Anlage wächst leider nicht mit", bedauert er auch angesichts der nicht gerade üppigen Gemeindekasse. "Aber wir wuppen das", sind sich die Dorfbewohner einig. "Genauso, wie wir es gerade geschafft haben, die 160 000 Euro für das neue, gut ausgestattete Feuerwehrauto aufzubringen", erzählt Wehrführer Thomas Nerz nicht ohne Stolz.

Um die ehemalige Dorfschule ranken sich noch heute viele Geschichten, so wie die von Lehrer Heini Hoop, der streng, aber gerecht war und dem 13-jährigen Flüchtlingsjungen Waldemar Winter nicht nur Lesen und Schreiben beibrachte sondern ihn so förderte, dass er später mehrer Klassen locker überspringen konnte. "Er hat zum Unterrichtsbeginn immer die alte Kapellenglocke geläutet", erinnert sich der heute 78-Jährige. Diese Glocke hat heute einen Ehrenplatz im Dorf. Besonders die Kinder lieben es, wenn "Opa Waldemar" von früher erzählt. Er kenne "die Lütten" alle mit Namen - kaum zu glauben, denn der Ort Krüzen, der 1230 im Ratzeburger Zehntregister zum ersten Mal erwähnt wurde, ist heute ein junges Dorf, sogar mit eigener Kita.

Die Kinder von "Uns Kinnerhus" stecken zur Zeit mitten in den Vorbereitungen für den Festumzug zum Erntedankfest am 17. September, noch so eine Besonderheit des Dorfes wie der Bürgermeister sagt. Was vor Jahren mit einem geschmückten Bollerwagen der Kindergarten-Kinder anfing, ist heute ein langer Tross mit vielen geschmückten Traktoren und zünftiger Musik. Überall in den Vorgärten stehen dann aus Stroh gebaute lebensgroße Figuren. Auch für dieses Jahr gibt es dafür schon ein Motto: Heimische Tiere. Wie sollte es in Krüzen auch anders sein.