Lauenburg. Das Hemd braun-weiß kariert, die Ärmel einmal umgekrempelt, in der grünen Latzhose steckt ein rosafarbenes Putztuch. In der Hand hält Joachim Kedziora einen gewaltigen 46er Schraubenschlüssel, schraubt die Bolzen los, an denen gerade sein neuester Schatz ins Elbschifffahrtsmuseum geschwebt ist:

Ein Schiffsdiesel der Marke Deutz. Jetzt steht der gut 25 Tonnen schwere Koloss an seinem Platz, macht sich Erleichterung breit. Das Putztuch kommt zum Einsatz, beinahe liebevoll wischt Museumsleiter Kedziora vom grünen Stahl des Diesels einige Wasserflecken ab.

Mit mehr als einer Stunde Verzögerung ging der spektakuläre Motor-Transport gestern über die Bühne. Zwei Falschparker hatten die Elbstraße blockiert. Der 160-Tonnen-Kran der Firma Knaack passte gerade so durch, doch die Tieflader mit den Kontergewichten und dem Schiffsdiesel mussten passen. Erst mit Hilfe der Polizei konnten die Fahrer ausfindig gemacht werden, doch es dauerte, weil eine Frau auswärts war. Sie hatte ihr Auto direkt im Halteverbot geparkt.

"Das ist wirklich sehr ärgerlich, denn die Kosten für so ein Projekt sind nicht ohne, da wird richtig Geld verbrannt, wenn hier alles still steht", sagte Wilhelm Bischoff, der Geschäftsführer des Vereins zur Förderung des Elbschifffahrtsmuseums. Jetzt wird geprüft, ob den Fahrzeughaltern die Kosten aufgedrückt werden können.

Als der Kran dann endlich seine Kontergewichte aufgesattelt hatte, ging es um 13.30 Uhr Schlag auf Schlag. "Es ist hier zwar eng und in der Altstadt sind wir sonst auch nicht unbedingt im Einsatz, weil wir eher bei Neubauten benötigt werden, aber vom Gewicht her ist es ein Routinejob", erklärte Kranführer Michael Horeis. Per Joystick bediente er den gewaltigen Ausleger seines Krans, der mit den Kontergewichten selbst fast 100 Tonnen wiegt. Über Funk bekam er die Anweisung, wie er schwenken und senken soll, damit der Motor zwischen dem Museum und dem Haus am Kirchplatz 1 passgenau in den neuen Keller gezirkelt werden konnte. Der alte Deutz-Motor hat 252 Liter Hubraum und 500 PS, ist fünf Meter lang. Auch einen kleineren Deutz-Motor, mit dem früher die Batterien der Schiffe aufgeladen und auch Druckluft erzeugt werden konnte, kam in den Museumskeller.

"Wir haben im Rahmen der Sanierung jetzt ein wichtiges Etappenziel erreicht", sagte Kedziora zufrieden. Nun kann die Decke des Kellers gebaut werden. Künftig befindet sich hier der Eingang des Museums. Riesige Findlinge stützen die Wände des historischen Fachwerkhauses.

"Künftig können wir zeigen, wie zwischen 1940 und 1970 ein kompletter Maschinenraum der auf der Elbe typischen Binnenschiffe ausgesehen hat", sagt Kedziora. Das Museum rundet damit die Ausstellungsstücke ab. "Ich bin beeindruckt, was unser Museumsleiter hier bewegt hat", erklärte Bischoff. Er sprach von einer "fantastischen Aktion" für das Museum. Bischoff: "Ehe wir das Museum wieder eröffnen können, müssen wir uns aber noch sehr, sehr lange gedulden." Zu viel ist noch zu tun.

Um im bis zum Jahresende von Grund auf sanierten Museum mit modernen Standards glänzen zu können, will Bischoff mit dem Verein zur Förderung des Elbschifffahrtsmuseums noch kräftig die Werbetrommel rühren. "Das Motor-Projekt war der erste Teil", sagt er. Der Geschäftsführer des Vereins will jetzt rund 500 000 Euro Eigenanteil für die Ausstattung akquirieren. Pro Quadratmeter Ausstellungsfläche - das Museum bietet künftig 570 Quadratmeter - rechnen Experten mit 2000 Euro Kosten für Schaukästen und andere Details. Um von der "AktivRegion" 57 Prozent aus EU-Mitteln zu bekommen, ist ein entsprechender Eigenanteil nötig. Wer für den Verein Geld spenden möchte, kann das Konto 1 10 10 79 bei der Raiffeisenbank (BLZ 2 30 631 29) oder das Konto 86 00 77 05 beider Kreissparkasse (BLZ 23 05 27 50) nutzen.