Lauenburg. “Ich bin gerne eine Nervensäge“, sagt Stephanie Löwe lachend, wirft ihre langen blonden, langen Haare in den Nacken und grinst: “Es hat sich bisher immer gelohnt, zu nerven.“

In der Tat kann die 39-jährige Mutter eines Sohnes zur "Halbzeit" des Förderprojektes "Helena" eine gute Bilanz vorweisen: Sie ist seit gut einem halben Jahr im Kreis Lauenburg unterwegs, hat etliche Verwaltungschefs und Amtsleiter "genervt" und damit 46 Kindergartenplätze für Helena-Teilnehmerinnen ausfindig gemacht, die nicht in den offiziellen Statistiken auftauchen.

"Teilweise werden zwei und mehr Plätze zurückgehalten, die dem Jugendamt für Notfälle zur Verfügung stehen - und das ist auch gut so", sagt Löwe, erläutert aber auch, dass nicht alle freien Kapazitäten genutzt werden könnten: "In jeder Einrichtung fehlt mindestens eine halbe Erzieherstelle, bei Krankheit der Erzieher könnte das System zusammenbrechen."

"Für die Kinder unserer Helena-Teilnehmerinnen, die aus der ganzen Region kommen, suchen wir nach Plätzen, weil unsere Gesellschaft in Zukunft jede Arbeitskraft braucht, damit unsere Wirtschaft noch funktioniert", fügt Annemarie Argubi-Siewers hinzu. Die Vorsitzende der Fraueninitiative empfindet sowohl "Helena" als auch Stephanie Löwe als Glücksfall für Lauenburg: Das Projekt, das zunächst auf ein Jahr begrenzt ist und in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein durch den Europäischen Sozialfonds und das Land Schleswig-Holstein finanziert wird, wendet sich an Arbeitslose, Alleinerziehende oder Berufsrückkehrerinnen über 25 Jahre, aus unterschiedlichen Berufen, auch ungelernt, die bei der als Arge arbeitslos oder Arbeit suchend gemeldet sind.

65 Prozent aller Teilnehmerinnen wurden anschließend in Arbeit vermittelt. Bei der Schaffung von Arbeitsplätzen geht die Fraueninitiative selbst mit gutem Beispiel voran. "Wir bauen im Moment einen Büro-Service auf und bieten diese Dienstleistung auf dem Markt an. Geeignete Frauen können dann von zu Hause aus für die Auftraggeber arbeiten", erläutert sie die nächsten Pläne.

Froh ist sie, dass mit Stephanie Löwe jemand mit "der nötigen Durchsetzungskraft" gefunden wurde, denn vor allem Hartz-IV-Empfängerinnen hätten oft Hemmungen, bei Behörden mit Nachdruck zu verhandeln, wenn es um Kindergartenplätze geht. "Außerdem helfe ich auch bei der Kontaktaufnahme mit dem Jugendamt, das bei Bedarf Tagesmütter vermittelt. Anrufe beim Jugendamt haben immer noch einen faden Beigeschmack", hat Löwe die Erfahrung gemacht. Dabei wären alle offiziellen Stellen wirklich freundlich und aufgeschlossen.

Besonders gute Erfahrungen hat sie in Geesthacht gemacht: Dort herrsche mittlerweile die Meinung vor, wenn EU und Land das Projekt finanzieren, müssten die Kommunen mitziehen. "Gut so", sagt Löwe. Insgesamt sei ihre Bilanz gut, sagt die gelernte kaufmännische Angestellte und studierte Sozialpädagogin und kündigt ihren nächsten "Coup" an. Bürgermeister Uwe Möller kann sich schon jetzt auf ihren Besuch freuen: "Als nächstes werde ich Büchen auf den Zahn fühlen", sagt Löwe und lacht.