Bei künftigen Hochwassern kann in 24 Stunden eine mobile Schutzwand aufgebaut werden.

In weiter Ferne fließt die Elbe zurzeit ganz harmlos an der alten Palmschleuse vorbei. Doch der normalerweise etwa fünf Meter hoch auflaufende Fluss kann auch ganz anders, wie die Fluten 2002 mit 8,70 Metern und 2006 mit 9,12 Metern Wasserstand zeigten. Damals konnte das in dem historischen Fachwerkhaus an der Palmschleuse beherbergte China-Restaurant "Shun Lam" nur durch einen aufwendigen Feuerwehreinsatz gerettet werden. Künftig sollen ein Stahlbetonsockel und eine mobile Hochwasserschutzwand verhindern, dass die Wassermassen das Gebäude massiv bedrohen können.

Gestern wurde die Schutzwand zum ersten Mal von Mitarbeitern des Wasser- und Bodenverbands montiert - zur Probe. "Wenn man konzentriert daran arbeitet, ist die Anlage an einem Tag aufgestellt", erklärt Andreas Sassenhagen, der Geschäftsführer des Verbandes. "Das ist ein tolles System", freut sich auch Vorsteher Wolfgang Genczik.

Besonders erleichtert ist Yue Shun Lam, der das Restaurant betreibt. 2006 war er kurz davor, seinen Betrieb aufzugeben. "Jetzt wollen wir richtig loslegen. Die Erleichterung ist groß, denn künftig müssen wir keine Angst und keine schlaflosen Nächte mehr haben", sagt er. Mit 20 Prozent hat er sich an den Baukosten der Schutzwand beteiligt. Insgesamt gab der Verband eine Million Euro aus, um den Bereich zwischen Palmschleuse und Bahngleis am Elbe-Lübeck-Kanal zu sichern. Der Elbdeich wurde bereits nach der Flut 2002 saniert.

"Die mobile Schutzwand ist ein gutes System", sagt Lauenburgs stellvertretender Feuerwehrchef Jürgen Fischer. "Dadurch können wir uns bei Hochwasser auf andere Einsatzbereiche konzentrieren." 2006 hatte die Schwarzenbeker Wehr rund um die Uhr den Abschnitt an der Palmschleuse betreut, um die Lauenburger Kameraden zu unterstützen. "Das würden wir jederzeit wieder tun, auch wenn das eine personelle Großleistung war, denn wir hatten über Tage im achtstündigen Wechsel immer mindestens sechs Männer vor Ort", sagt Schwarzenbeks Wehrführer Martin Schröder.

Dass es in Lauenburg bei einem Hochwasser trotz des neuen Schutzes der Palmschleuse und des neuen Elbdeiches genug Aufgaben gibt, zeigt die völlig zerstrittene Anwohnerschaft entlang der Elbstraße. Weil einige Hausbesitzer den Hilfskräften kein Zutrittsrecht für ihr Grundstück einräumen wollen, ist ein kompletter Schutz des Ensembles gescheitert. "Das ist schade, aber wir werden jetzt zumindest öffentliche Bereiche wie die Twieten schützen", sagt Genczik.

Die Schutzwand am "Shun Lam" besteht aus 8,5 Meter tief in den Boden gerammten Spundwänden, auf denen ein Betonsockel ruht. Darauf können Pfosten und Balken aus Leichtmetall montiert werden. Weil bei einem in Lauenburg meistens zwei bis drei Wochen anhaltenden Hochwasser auch das Grundwasser steigt, gibt es in dem Restaurant noch einen Pumpenschacht. 30 Kubikmeter Grund- oder Regenwasser pro Stunde können aus dem Keller gepumpt werden.