Stadtvertreter Sven Distel ist aus dem Ortsverband ausgetreten, will aber in der Fraktion bleiben.

Der Zwist zwischen dem FDP-Ortsverband und dem von ihm ungeliebten FDP-Stadtvertreter Sven Distel hat einen neuen Höhepunkt erreicht: In einer außerordentlichen, nicht öffentlichen Versammlung hat die Partei erreichen können, dass Distel aus dem Ortsverband austritt. "Er ist damit einem förmlichen Misstrauensvotum zuvorgekommen", heißt es in der vom Ortsvorsitzenden Peter Szymanski und dem Fraktionsvorsitzenden Wilhelm Bischoff unterzeichneten Erklärung.

Hintergrund des Disputs ist Distels Weigerung, den vom Ortsverband und seinem Fraktionsvorsitzenden gewünschten Bau des Schrägaufzuges zu unterstützen. Er hatte in der Vergangenheit mehrfach mit den Gegnern SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen das Projekt gestimmt und damit argumentiert, dass er mit seiner Ablehnung in den Wahlkampf gezogen sei. Immerhin konnte er mit dieser Einstellung bei der Kommunalwahl im Mai 2008 in seinem Altstadt-Wahlkreis 47 der insgesamt 361 Stimmen für die FDP sichern - mehr als jeder andere der elf übrigen Direktkandidaten. Diese Quote trug erheblich dazu bei, dass die FDP mit zwei Politikern in die Stadtvertretung einziehen konnte und Fraktionsstatus erlangte.

Doch Szymanski und Bischoff haben weitere Gründe gefunden, warum sie nicht mehr mit Distel kooperieren wollen. Er sei nicht kompromissbereit, nehme nur sporadisch an den Fraktionssitzungen teil, fühle sich auch in Zukunft nicht an Fraktionsbeschlüsse gebunden und verweigere bürgerlichen Mitglieder, die für die FDP in den Ausschüssen sitzen, das Stimmrecht in der Fraktion, haken sie nach und kommen zu dem Schluss: "Herr Distel ist künftig nicht mehr autorisiert, im Namen der FDP Lauenburg zu sprechen. Er vertritt ab sofort lediglich seine persönliche Meinung."

Am "Status quo" in der Stadtvertretung ändert sich nichts, weil Distel FDP-Mitglied ("wenn auch nicht im Ortsverband Lauenburg") bleiben und auch seinen Fraktionssitz nicht räumen will. Die Darstellung des Partei- und des Fraktionschefs hält er für eine "Verdrehung der Tatsachen". Es gebe keine Fraktionsgeschäftsordnung, zu den Fraktionssitzungen "in Stammtischmanier" sei nur in Ausnahmefällen förmlich eingeladen worden - und wenn, dann sei er dabei gewesen. Als Stadtvertreter sei er den Bürgern der Stadt verpflichtet, keinesfalls aber Sprachrohr für die persönlichen Interessen des FDP-Vorsitzenden, dem er beim Thema Schrägaufzug "finanzielles Interesse" unterstellt.

Nach wie vor fühle er sich der FDP eng verbunden und sei stolz auf deren Arbeit auf Kreis-, Landes- und Bundesebene. Distel: "Ich bin aber immer noch der Meinung, dass Fraktionszwang den liberalen Grundsätzen widerspricht. Was ich vor der Wahl gesagt habe, gilt für mich auch nach der Wahl." Die von den FDP-Funktionären angesprochene mangelnde Kompromissbereitschaft erklärt er so: "Man hat mir angeboten, dass ich im Ortsverband bleiben könne, wenn ich auf den Sitz im Hauptausschuss verzichte. Das werde ich aber nicht tun."