Ohne ehrenamtliche Helfer könnte der Betrieb des 109 Jahre alten Raddampfers nicht funktionieren.

Einen Saison-Auftakt nach Maß hat die Besatzung des historischen Raddampfers "Kaiser Wilhelm" zu Pfingsten hingelegt: Drei Mal fuhr das 109 Jahre alte Schiff am Sonnabend und Sonntag von Lauenburg aus los. Mit an Bord waren mehrere Hundert Fahrgäste. "Sie belohnen uns mit ihrer Mitfahrt für die Mühen, die wir für den Erhalt und den Betrieb des Schiffes aufbringen", sagte Betriebsleiter Dr. Ernst Schmidt.

Der 81-Jährige aus Großhansdorf organisiert den Betrieb des Raddampfers. Er war seinerzeit maßgeblich daran beteiligt, das Schiff nach Lauenburg zu holen. Der 57,20 Meter lange Raddampfer - über den Schaufelrädern ist er 8,38 Meter breit - absolviert auf der Elbe bereits seine 39. Saison. Wir haben uns zum Saisonauftakt an Bord umgehört, was die Fahrgäste und vor allem die Mitglieder der ehrenamtlichen Crew motiviert, sich an Bord zu engagieren.

An Deck sorgt Reinhardt Knobelsdorf für Ordnung. Der 56-Jährige ist Decksmann. "Freitags fange ich schon immer an, alles aufzuklaren", sagt der Lauenburger, der seit 1996 zur Crew gehört. "Früher bin ich schon immer als Fahrgast dabei gewesen", berichtet der Maschinenschlosser. Seit 28 Jahren fährt Peter Todt aus Hohnstorf mit dem Kaiser. Der 72-Jährige ist 1. Kapitän des Schiffes. "Es verliert trotz der langen Zeit nie den Reiz für mich, hier aktiv zu sein", sagt Todt, der sich beruflich vom Schiffsjungen bis zum Kapitän hochgearbeitet hatte.

"Stoppt den Kohlenklau" steht auf einem Schild im Heizraum. Hier schuften sich Rüdiger Godemann (69) und Jochen Pohlmann (69), den alle nur Kessel-Jochen nennen, ab. 180 Kilo Kohle müssen sie pro Stunde ins Feuerloch schaufeln, damit der Kessel genug Dampf erzeugt. "Es ist toll, wie funktionell und dauerhaft unsere Vorfahren dieses Schiff ausgelegt haben", schwärmt Pohlmann. Trotz Temperaturen von über 50 Grad lieben die beiden Heizer ihren Job unter Deck.

Eigens aus Berlin reist Detlef Bülow an, wenn der "Kaiser Wilhelm" ablegt. Er ist Maschinist. "Ich helfe den Lauenburgern, dieses Schmuckstück zu bewahren, leider gibt es ja nicht allzu viele Menschen hier in der Stadt, die sich darum kümmern", sagt der 68-Jährige, der schon als Maschinist zur See gefahren ist. Zwei, die sich nach einem Hilferuf von Dr. Schmidt als Besatzungsmitglieder gemeldet hatten, sind Friedrich (12) und Gerhard Wegmann (42).Vater und Sohn betreiben den Bordkiosk, versorgen die Fahrgäste mit Getränken und Eis. In der Kombüse kocht Inge Todt. "Eigentlich sollte ich nur mal kurz aushelfen, daraus sind mittlerweile sieben Jahren geworden", sagt die 64-Jährige, die früher Postbeamtin war.

Aus dem In- und Ausland kommen die Menschen nach Lauenburg, um das einmalige Erlebnis der Raddampfer-Fahrt zu erleben. "Unser Schiff ist trotz seines Alters weitestgehend original, sagt Dr. Schmidt. "Ein sehr cooles Teil", sagt Heike Bigall aus Berlin. Die 34-Jährige besucht zurzeit ihre Familie in Salem und hat alle für die Tour mit dem "Kaiser Wilhelm" begeistert. Im Internet hatte sie von dem Dampfer gelesen. Am 13. Juni (Abfahrt 9.15 Uhr nach Bleckede) und am 14. Juni (um 10 und 13.45 Uhr starten Rundfahrten) legt das 109 Jahre alte Schiff wieder an der Elbuferpromenade ab.